Anthony, du kommst eigentlich aus dem Freeriden, oder? Wie bist du dann beim Speedriding gelandet?
Genau, ich bin mit dem Skifahren groß geworden und war schon als Teenager auf der Freeride World Tour unterwegs. Irgendwann hatte ich dann eine Knieverletzung und wusste, dass große Cliffjumps vielleicht schwierig werden. Ich wollte aber weiter in den Bergen unterwegs sein, auf Lines, die für andere unzugänglich sind. So bin ich zum Speedriding gekommen.
Was ist das Faszinierende am Speedriding für dich?
Es ist die Kombination aus Fliegen und Skifahren. Du nutzt das Gelände, um Geschwindigkeit aufzubauen, hebst ab, schwebst knapp über dem Boden, landest wieder und fährst weiter. Es fühlt sich an, als würdest du die Natur direkt spüren, die Geschwindigkeit, den Wind, den Schnee. Und jedes Mal ist es anders.
Aber man darf nicht vergessen: Es ist auch extrem technisch. Du kannst nicht einfach improvisieren. Jede Linie wird vorher minutiös geplant: Wo du startest, wo du landest, welche Hindernisse es gibt. Kabel, Felsen, Bäume, das alles musst du vorher kennen. Im Flug ist keine Zeit mehr für Entscheidungen.
Wo bist du meistens unterwegs?
Mein Home Spot ist Glacier 3000 bei Les Diablerets in der Schweiz. Aber grundsätzlich bin ich ständig unterwegs. Je nach Bedingungen, Wetter und Projekten. Wir haben in der Schweiz das Privileg, dass es unendlich viele Spots gibt. Manchmal entscheidest du dich erst am Abend davor.
Das macht den Reiz aus und hält dich wachsam.
Wie läuft so ein Flug eigentlich ab?
Das beginnt Tage oder Wochen vorher. Ich plane meine Lines mit Google Earth, checke Wind, Schneelage, Kabel oder Hindernisse. Ich mache manchmal Erkundungsflüge mit einem größeren Schirm, um das Gelände besser kennenzulernen. Oft filme ich dabei und studiere später zu Hause die Route ganz genau.
Vor jedem Flug visualisiere ich den gesamten Ablauf, von der Abflugstelle bis zur Landung. Das hilft enorm, weil im Flug selbst alles sehr schnell geht. Fehler kannst du dir nicht leisten, denn mit einem Speedride-Schirm gibt es kein Zurück nach oben, also keine Thermik, kein „Abfangen“. Wenn du falsch kalkulierst, fliegst du direkt in die Bäume. Darum weiß ich vor jedem Flug ganz genau, wo ich starte, wo ich fliege, wo ich lande. Spontanität ist beim Speedriding keine Option.