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Kelp! – Wie uns eine Meeresalge im Kampf gegen den Klimawandel helfen kann

Caylon La Mantia und Anna Roberts über ihren neuen Film 

„Ich möchte glauben, dass es wirklich Lösungen gibt, denn ich habe oft das Gefühl, dass wir dem Untergang geweiht sind (angesichts des Klimawandels) – und dann habe ich Kelp entdeckt.“ – Caylon La Mantia

Könnte eine Meeresalge dabei helfen, unseren Planeten zu retten? Der Klimawandel gehört zu den größten Bedrohungen unserer Zeit, und die Suche nach Lösungen ist dringlicher denn je. In ihrem neuen Dokumentarfilm Kelp! tauchen Caylon La Mantia und Anna Roberts buchstäblich ein, in eine Welt, die Hoffnung macht – und dabei oft unter dem Radar bleibt: die Welt der Kelpwälder. Kelp! beleuchtet das Potenzial der unscheinbaren Superpflanze und zeigt ihre entscheidende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel.

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Wir haben die britischen Filmemacherinnen auf der Premiere der Ocean Film Tour getroffen und mit ihnen über ihre Faszination für Kelp, die Herausforderungen und die Leidenschaft gesprochen, die es braucht, um mit wenig Budget einen Film zu machen, der den Menschen Hoffnung gibt.

„Kelp ist Hoffnung“ 

Hey ihr Zwei! Könnt ihr euch unseren Leser:innen kurz vorstellen?

Caylon: Hey, ich bin Caylon und lebe in Brighton. Kelp! ist mein erster Film – ein intensiver Lernprozess und zugleich ein großes Abenteuer. Es hat mir unglaublich viel Freude bereitet, und ich freue mich jetzt schon darauf, das nächste Projekt anzugehen.

Anna: Ich heiße Anna Roberts und wohne in Cornwall, also ganz im Südwesten Englands, direkt am Meer. Ich arbeite schon länger als Dokumentarfilmemacherin.

Wie kam es dazu, dass ihr gemeinsam an Kelp! gearbeitet habt? 

Caylon: Ich habe mit 27 nochmal ein Studium in Film und Fotografie begonnen. Anna war meine Dozentin.

Anna: Nach Caylons Abschluss gab es an der Uni ein kleines Förderprogramm für freie Projekte. Sie hat sich beworben – und den Zuschlag bekommen.

Caylon: Es waren etwa 6.000 Pfund. Für mich damals ein riesiger Betrag. Davon haben wir schließlich den Film auf die Beine gestellt.

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Was ist Kelp genau und was macht es so besonders? 

Caylon: Kelp ist eine große Braunalge, die in gemäßigten Meeren wächst – sozusagen das Pendant zu Korallenriffen im kalten Wasser. Sie bildet ganze Unterwasserwälder, ist essbar, wächst extrem schnell und bietet Lebensraum für viele Arten. Außerdem ist sie ein nachwachsender Rohstoff mit riesigem Potenzial.

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Wie bist du auf Kelp aufmerksam geworden?

Caylon: Im ersten Jahr an der Uni sollten wir ein Thema rund um den Ozean wählen – ich habe mich für Kelp entschieden, einfach weil es so unscheinbar ist. In Großbritannien wird es oft angespült, ist glitschig – und die meisten Leute ekeln sich davor.

Genau das hat mich neugierig gemacht. Ich bin in Brighton aufgewachsen, direkt am Meer – aber das Wasser dort wirkt leblos. Als ich fürs Studium nach Cornwall zog und zum ersten Mal schnorcheln ging, war ich völlig überwältigt: magische Unterwasserwälder voller Leben. Ich konnte kaum glauben, dass es so etwas in Großbritannien gibt.

Bei der weiteren Recherche stieß ich dann auf Kelp-Farming – in Südostasien längst etabliert, und auch im Westen gewinnt es an Bedeutung, besonders im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Dieses riesige Potenzial hat mich sofort fasziniert.

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NotPla kelp-lined box

Wofür lässt sich Kelp nutzen?

Anna: Da gibt es eine lange Liste: Verpackungen, Textilien, Dünger, Lebensmittel, sogar Viehfutter. Und das alles ohne schädliche Nebenwirkungen.

Caylon: Es gibt Firmen, die biologisch abbaubares Besteck und essbare Flüssigkeitskapseln aus Kelp herstellen – z. B. für Marathons oder Festivals. Als Viehfutter kann Kelp sogar die Methan-Emissionen bei Kühen um bis zu 80 % reduzieren.


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Für Kelp! habt ihr von einem Segelboot aus gedreht – wie kam es zu diesem Trip? 

Caylon: Ursprünglich wollten wir zum Filmen nach Schottland – aber Unterkunft, Tauchboot und Logistik wären unbezahlbar gewesen. Dann kam mein Freund Harrison mit der Idee: „Frag doch mal in der Bootsszene in Cornwall herum.“ So kamen wir zu Spike, der das Boot Gleaner besitzt – und sich sofort begeistert bereit erklärte, uns mitzunehmen. Das Boot wurde dann nicht nur Transportmittel, sondern Teil der Geschichte.

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Kelp plastic film

Was war die größte Herausforderung beim Dreh auf See?

Caylon: Ganz klar: Leben auf engstem Raum, Schlafmangel und das Segeln selbst – ich hatte null Erfahrung. Nachtschichten, Sturm, keine Planungssicherheit. Aber genau das wurde zur Stärke des Films. Es war echtes Abenteuer. Besonders stolz bin ich auf eine Nacht im Sturm – alle mussten raus aufs Deck, um die Segel zu bergen. Danach dachten wir nur: „Wow, das haben wir wirklich zusammen überstanden.“

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Wie habt ihr es geschafft, mit einem eher kleinen Budget einen kompletten Film zu produzieren?

Anna: Durch Enthusiasmus und Unterstützung von vielen Seiten. Niemand hat das aus Geldgründen gemacht – alle waren begeistert vom Thema.

Caylon: Es war kollektive Magie. Wir haben einen Film geschaffen, der Menschen berührt.

Wie reagieren die Leute auf den Film?

Caylon: Nach jeder Vorführung sehe ich die Menschen lächeln.

Einmal kam ein älterer, eher mürrischer Herr auf mich zu und sagte: „Ich bin eigentlich sehr negativ – aber euer Film hat mir Hoffnung gegeben.“ Das war ein unvergesslicher Moment.

Anna: Die meisten Umweltdokus sind ernst und schwer – aber wir wollten zeigen: Es gibt Lösungen. Und die sollten zugänglich erzählt werden. Mit Humor, Musik und Tempo. Damit auch Menschen außerhalb der „Klimabubble“ mitgenommen werden.

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Was war das Überraschendste an der Reise oder dem Dreh für euch?

Caylon: Als ich zum ersten Mal sah, wie aus einem glibberigen Algenbrei eine Plastikfolie wurde, war ich total geflasht. Ich wusste zwar, dass das geht – aber es wirklich zu sehen, war Wahnsinn.

Anna: Mich hat überrascht, dass wir den Film tatsächlich fertigbekommen haben – mit so wenig Budget. Und dass er wirklich wirkt.

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Gleaner on the Irish Sea

Wie hat euch das Projekt verändert?

Anna: Es war mein erster komplett unabhängiger Film – ohne Sender oder Auftraggeber. Das war befreiend und kreativ sehr bereichernd. Ich habe viel gelernt darüber, wie man Geschichten erzählt, die Hoffnung machen. Auch über das Publikum: Die Menschen wollen Lösungen sehen, nicht nur Probleme.

Caylon: Mir ist klar geworden: Filme haben eine Wirkung. Ich wollte einen Film machen, den meine Freund:innen – keine typischen Umweltdoku-Fans – lieben würden. Ich glaube, das ist uns gelungen.

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Wo kann man Kelp! sehen?

Anna: Kelp! könnt ihr auf der Ocean Film Tour sehen – und online gibt es auch eine längere kostenlose Version.

Caylon: Genau. Wer unseren Film teilt, hilft mit, die Botschaft zu verbreiten: Es gibt Hoffnung. Und wir alle können Teil der Lösung sein.


Kelp! läuft auf der International Ocean Film Tour 2025

Mehr Infos und Tickets gibt es hier! 

Über Kelp – Der verborgene Schatz unter Wasser

An vielen Küsten der Welt wachsen riesige Unterwasserwälder aus Kelp, die sich vom Meeresboden bis an die Wasseroberfläche erstrecken. Diese dichten Algenlandschaften bieten Rückzugsorte für zahllose Meeresbewohner – vom winzigen Plankton bis hin zu großen Meeressäugern. In nährstoffreichen, kühlen Gewässern gedeihen die bis zu 30 Meter hohen Braunalgen besonders gut, da sie dort ausreichend Licht für die Photosynthese erhalten.

Doch Kelp kann noch weit mehr als Lebensraum sein: Es ist ein echter Hoffnungsträger im Umwelt- und Klimaschutz. In zahlreichen Ländern entstehen daher immer mehr Kelp-Farmen. Auf gespannten Seilen kultiviert, lässt sich die Alge regelmäßig und ressourcenschonend ernten – ganz ohne Süßwasser, Dünger oder Ackerflächen. Ihr ökologischer Fußabdruck ist verschwindend gering.

Der Nutzen von Kelp ist vielseitig: Es wird in Lebensmitteln verarbeitet, in der Kosmetik- und Medizinbranche eingesetzt und dient als Ausgangsstoff für nachhaltige Verpackungen. Unternehmen wie NotPla entwickeln bereits Alternativen zu Plastik, die auf Algenbasis beruhen – biologisch abbaubar und umweltfreundlich. Auch die Forschung entdeckt immer neue Einsatzmöglichkeiten: etwa als Biotreibstoff, in der regenerativen Landwirtschaft oder als zukunftsweisendes Baumaterial.

Besonders beeindruckend ist das Klimapotenzial: Kelp wächst extrem schnell – unter optimalen Bedingungen bis zu 60 Zentimeter am Tag – und bindet dabei enorme Mengen an CO₂. Ein einziger Hektar kann bis zu 20 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr aufnehmen. Außerdem filtert Kelp Stickstoffverbindungen und hilft, die Versauerung der Meere zu verringern. Laut Schätzungen könnte eine Wiederaufforstung von Kelp auf nur neun Prozent der Weltmeere ausreichen, um die landwirtschaftlichen CO₂-Emissionen weltweit auszugleichen.

Zusätzlich wirkt Kelp wie ein natürlicher Wellenbrecher: Die dichten Algenwälder dämpfen die Kraft der Wellen und schützen Küstenregionen vor Erosion. Doch diese wertvollen Ökosysteme sind gefährdet – durch steigende Meerestemperaturen, Umweltverschmutzung und den Druck menschlicher Nutzung. Ihr Schutz und ihre Wiederherstellung sind daher zentrale Aufgaben, wenn wir die Zukunft der Ozeane sichern wollen.

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