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Tobias Renggli EOFT 25

Outdoor

EOFT 25: Interview mit Tobias Renggli – 21 Tage, 26 Gipfel und das beste “Gipfeli of Switzerland”

Student, Trailrunner, Ultracycler: Tobias Renggli sucht den doppelten Gipfel-Genuss: den höchsten Punkt jedes Kantons und das beste Gipfeli.

Der 22-jährige Luzerner Student Tobias Renggli schiebt die Lernunterlagen beiseite, sattelt sein Gravelbike und schnürt die Bergschuhe: In 21 Tagen fährt er alle 26 Schweizer Kantone ab und erreicht deren höchste Punkte zu Fuß. Geschlafen wird meist im Freien, gefahren wird häufig von Morgengrauen bis Mitternacht und zwischendurch gibt’s Gipfeli. Sein Film “Gipfeli of Switzerland” ist eine Liebeserklärung an das Abenteuer vor der Haustür, mit einer Prise Humor. Der Film wird momentan auf der EOFT 2025 gezeigt und wir haben Tobias bei der Premiere in München zum Interview getroffen.

*Wem die Doppeldeutung von “Gipfeli” unbekannt ist. Hier die Erklärung:
Die Schweizer Version des Croissants ist gekrümmt statt gerade und etwas weniger buttrig. Neben dem klassischen Buttergipfeli gibt es zahlreiche Varianten. Mit Schokolade, Nüssen, Saaten, als Laugengebäck und auch vegan.

Tobias Renggli EOFT 25

Tobias, stell dich bitte mal kurz vor und erzähle uns, wie die Idee zu deinem Projekt entstanden ist.

Ich bin Tobias, 22 Jahre alt, komme aus Luzern und studiere Gesundheitswissenschaften und Technologie an der ETH Zürich. Ich war viele Jahre im Trailrunning und Berglauf aktiv, habe also einen starken sportlichen Hintergrund. Während der Pandemie stand alles still, und so habe ich das Abenteuer vor der Haustüre für mich entdeckt. Ich habe angefangen die wunderschöne Schweiz und danach Europa zu erkunden. Immer aus eigener Kraft. Mit Fahrrad oder zu Fuß. So entstand dann auch die Idee, alle 26 Schweizer Kantone mit dem Velo abzufahren und jeweils ihren höchsten Punkt zu Fuß zu erreichen. Und da ich Gipfel und Gipfeli liebe, lag der doppelte Name auf der Hand.

Wie lange warst du für das Projekt unterwegs?

Ich war 21 Tage unterwegs. Der erste Tag war gleich sehr intensiv: rund 220 Kilometer und 6000 Höhenmeter. Ich war fast 20 Stunden in Bewegung. Das war der Moment, in dem mir klar wurde, dass das Projekt nicht nur körperlich, sondern auch mental fordernd sein würde.

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Hast du dann auch draußen übernachtet oder in Unterkünften?

Meistens draußen, nur mit Schlafsack und Isomatte. Ab und zu, wenn es sich ergab, in einer Berghütte. Mir gefällt das Gefühl, mit der Natur verbunden zu sein. Wenn du am Morgen im Freien aufwachst und sofort das nächste Ziel vor Augen hast, ist das unbeschreiblich.


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Du kennst die Schweiz gut. Gab dir das zusätzliche Sicherheit?

Definitiv. Durch meine frühere Maturarbeit und viele kleinere Etappenreisen kannte ich viele Regionen schon. Ich habe ausserdem Militärdienst gemacht, was mir half, logistisch und körperlich gut vorbereitet zu sein. So hatte ich das Gefühl, auch bei langen oder unbekannten Strecken immer den Überblick zu behalten.

Du hast davor auch Europa mit dem Fahrrad erkundet, richtig?

Ja, im Zwischenjahr bin ich durch 44 Länder Europas gereist. In jedem Land war ich in der Hauptstadt und auf dem höchsten Punkt. Es war eine tolle Reise, urban und alpin zugleich. Diese Kombination gefällt mir: Stadtleben und Natur, Kultur und Sport. Das gibt dem Ganzen Struktur, ohne den Entdeckergeist zu verlieren.

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Hast du diese Touren am Stück gemacht oder in Etappen?

Ich habe sie in Etappen aufgeteilt. Zum Beispiel ein Block in Südeuropa, dann zurück nach Hause, dann weiter in den Norden. Aber die Grundidee blieb: alles aus eigener Muskelkraft. Das war mir wichtig.

Die Schweizer Tour hast du zwischen Prüfungen eingeschoben. War das Erholung oder Flucht?

Wahrscheinlich beides. Ich hätte wohl besser abgeschnitten, wenn ich gelernt hätte, aber die drei Wochen draußen waren unglaublich lehrreich. Ich habe dort Dinge über mich, über Planung, Ausdauer und auch über Geduld gelernt, die mir kein Buch beibringen kann.


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Wie hast du deine damalige Europa-Reise dokumentiert?

Ich hatte eine kleine Kamera dabei und filmte vieles selbst. Dazu kamen ein paar Aufnahmen und Szenen, die Freunde oder meine Begleitung mitgedreht haben. Das Ganze war aber keine wirkliche Produktion, sondern ein Tagebuch eines Abenteuers.

Wie kam es dann zur Filmproduktion für die EOFT 25?

Über meine Vorträge. Nach der Europa-Tour habe ich für Freunde und Familie einen Vortrag gehalten, der dann irgendwie größer wurde. So kam ich in Kontakt mit Simon, einem Produzenten. Wir beschlossen, das Schweizer Projekt filmisch zu begleiten. Nicht als Hochglanz-Werbefilm, sondern als echtes Erlebnis.

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Wie war es, plötzlich mit Kamera und Team unterwegs zu sein?

Spannend und anstrengend zugleich. Aber es war eine wertvolle Erfahrung und hat mir gezeigt, wie viel Aufwand hinter einem Dokumentarfilm stecken kann.

Du warst früher sehr leistungsorientiert. Hat sich dein Zugang zum Reisen verändert?

Ja, früher war alles auf Leistung ausgerichtet. Ich bin täglich über 200 Kilometer gefahren, oft von fünf Uhr morgens bis Mitternacht. Heute sehe ich das entspannter. Ich reise lieber mit Freunden, nehme mir mehr Zeit und lasse Raum für Begegnungen. Manchmal sind es nur 100 Kilometer am Tag. Dafür mit einem Café-Stopp und einem schönen Gespräch dazwischen.

Deine Abenteuer sind lokal. Ist das auch ein Statement für nachhaltiges Reisen?

Ein bisschen schon. Die Pandemie hat mir gezeigt, dass Abenteuer direkt vor der Haustür beginnen. Ich möchte mich nicht als Umweltengel darstellen, aber ich finde, man muss nicht immer fliegen, um Neues zu entdecken. Die Schweiz und Europa haben so viel zu bieten. Man muss nur losfahren.​

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Hast du nie das Gefühl gehabt, etwas zu verpassen, weil du nicht in die Ferne reist?

Eigentlich nicht. Nach meiner Europa-Reise kam ich nach Hause und dachte: Es ist hier einfach unglaublich schön. Die Vielfalt auf so kleinem Raum ist faszinierend.

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Wie planst du deine Projekte? Bist du strukturiert oder spontan?

Eine Mischung aus beidem. Ich mag es, ein klares Ziel zu haben, zum Beispiel den höchsten Punkt eines Kantons. Aber der Weg dorthin bleibt oft offen. Ich plane grob und lasse Platz für spontane Abzweigungen. Das hält die Motivation hoch.

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Welche Momente sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

In der Schweiz war es sicher die Dufourspitze, der höchste Punkt des Landes. In Europa haben mich die Berge im Balkan begeistert – Albanien, Kosovo, Montenegro. Es sind wilde, ursprüngliche Regionen, mit Menschen, die herzlich und neugierig sind. Aber selbst kleine Hügel können schön sein, wenn man sie aus eigener Kraft erreicht.

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Gab es auch schwierige Tage?

Natürlich. Schlechtes Wetter, Erschöpfung, kleine Verletzungen. Aber nichts wirklich Dramatisches. Ich glaube, die härtesten Tage bringen oft die besten Erinnerungen.

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Fühlst du dich manchmal unter Druck, weil scheinbar alles schon gemacht wurde?

Nein, überhaupt nicht. Wenn etwas schon jemand gemacht hat, ist das super, dann kann ich mir Tipps holen. Und wenn nicht, ist es umso spannender. Ich mache das nicht für Likes oder Rekorde, sondern für mich.

Wie geht es für dich weiter?

Ich will mein Studium abschliessen, aber ich habe auch neue Pläne. Mich reizt eine ähnliche Tour durch Nord-, Mittel- und Südamerika. Wieder mit dem Konzept: Hauptstadt und höchster Punkt jedes Landes. Es wäre ein riesiges Projekt, wahrscheinlich über eineinhalb Jahre. Ich will daraus lernen, nicht einfach „abhaken“.

Hast du vor, das Projekt auch filmerisch zu begleiten?

Ja, aber nur, wenn der Fokus auf der Erfahrung bleibt. Ich möchte nicht, dass Sponsoren oder Social Media den Inhalt diktieren. Die Europa-Reise war besonders, weil ich sie nur für mich gemacht habe. Wenn ich jetzt wieder filme, will ich diese Echtheit behalten.

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Und zuletzt: Hast du das beste Gipfeli gefunden?

(lacht) Ich habe viele probiert, und jedes hatte seinen Moment. Aber vielleicht ist das perfekte Gipfeli gar nicht das beste vom Geschmack her, sondern das, das man sich oben auf dem Gipfel verdient hat.

Den ganzen Film von  Tobias Renggli​ könnt ihr auf der EOFT 2025 sehen. Die Termine und Tickets findet ihr hier:


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