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Frejas_Back EOFT 2025

Climbing

EOFT 25: Ariane Moreau über den Film „Freja’s Back“ und die Kraft der Freundschaft

Über Freundschaft, Mut und die Rückkehr an den Fels nach einem schweren Unfall.

Die European Outdoor Film Tour 2025, kurz EOFT, tour momentan durch Europa und ein Film wird euch sicher besonders berühren: „Freja’s Back“ erzählt die Geschichte der jungen Kletterin Freja Shannon, die nach einem schweren Sturz an der Nordwand Les Droites in den französischen Alpen mit einem gebrochenen Rücken ins Leben – und an den Fels – zurückkehrt. Nur wenige Monate nach ihrer Verletzung wagt sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin und Kletterpartnerin Ariane Moreau ein Comeback an der Route Ave Caesar am Petit Clocher du Portalet in der Schweiz.

Wir haben bei der EOFT 25 Premiere in München mit Ariane über ihre Freundschaft zu Freja, Heilung, Angst und die Kraft des Kletterns gesprochen.

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Ariane, du warst dabei, als Freja Shannon im Frühjahr 2024 bei einem Mixed-Climb in Chamonix schwer verunglückt ist. Kannst du uns erzählen, was damals passiert ist?

Ja, das war ein ganz normaler Tag am Berg, bis es plötzlich keiner mehr war. Wir kletterten gemeinsam, als Freja gestürzt ist. Ich war direkt dabei, als sie sich verletzt hat. Sie wurde noch am selben Tag ins Krankenhaus gebracht, und ich bin sofort hinterher. Es war ein Schock. Sie konnte sich bewegen, spürte ihre Zehen, aber niemand wusste, wie schlimm es wirklich war. Erst nach mehreren Stunden kam heraus, dass sie sich den Rücken gebrochen hatte. Zum Glück war es ein sauberer Bruch, der keine Operation erforderte. Trotzdem musste sie drei Monate lang ein Korsett tragen.

Wie war ihre Reaktion auf die Diagnose?

Für Freja war das ein Albtraum. Sie ist Profikletterin, lebt und atmet diesen Sport. Als ihr jemand im Krankenhaus sagte, sie könne mindestens ein Jahr lang nicht klettern, war sie völlig am Boden zerstört. Später stellte sich heraus, dass es wohl nur sechs Monate dauern würde, aber selbst das war schwer zu akzeptieren. Klettern ist für sie nicht nur Beruf, sondern pure Leidenschaft. Deshalb war sie unglaublich entschlossen, so schnell wie möglich zurückzukehren.

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Wie verlief ihre Genesung und der Weg zurück an den Fels?

Sobald sie aus dem Korsett raus durfte, begann sie wieder zu trainieren. Vorsichtig, aber sehr fokussiert. Sie hat eng mit Ärztinnen und Physiotherapeuten gearbeitet, um sicherzugehen, dass sie nichts riskiert. Und trotzdem hat sie schneller Fortschritte gemacht, als irgendjemand erwartet hätte. Nach drei Monaten stand sie wieder am Fels, nach vier Monaten kletterte sie bereits wieder ihre schwersten Routen. Das war beeindruckend.

Wann kam die Idee auf, daraus einen Film zu machen?

Die Idee kam ursprünglich von Alastair Lee, dem Regisseur und Produzenten von Brit Rock. Er hatte schon vorher mit Freja gearbeitet, bei einem Film über ihre härteste Trad-Route. Als er von ihrem Unfall hörte, fragte er sie, ob sie sich vorstellen könne, ihre Rückkehr filmisch zu begleiten. Natürlich war das ein sensibles Thema. Es geht immer ein Risiko einher, wenn man eine Verletzung zur Grundlage eines Films macht. Man will schließlich keine Tragödie ausschlachten. Aber Alastair wollte keine Sensationsgeschichte erzählen, sondern zeigen, wie Freja mit der Situation umgeht: physisch, emotional und mental.

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Und du wurdest dann Teil des Projekts. Wie kam es dazu?

Das war eigentlich Frejas Idee. Sie wollte nicht allein am Fels stehen und wünschte sich eine Freundin an ihrer Seite. Mountain Equipment, ihr Sponsor, fand die Idee eines rein weiblichen Teams super, und so war ich dabei. Ich bin keine Profikletterin wie sie, eher eine vielseitige Bergsportlerin. Ich fahre Ski, klettere, mache ein bisschen von allem. Freja ist eine Kletterin, die Ski fährt. Ich bin eher eine Skifahrerin, die klettert. Trotzdem war es für uns beide eine Herausforderung, jede auf ihrem eigenen Level.

Wie war es für dich persönlich, mit jemandem zu klettern, der so eine Verletzung hinter sich hat?

Ich war wahrscheinlich vorsichtiger als Freja. Ich kenne Verletzungen – ich habe mir zum Beispiel viermal das Kreuzband gerissen, in vier verschiedenen Sportarten. Ich weiß, was es bedeutet, sich zurückzukämpfen. Freja hatte so etwas vorher nie erlebt, sie war immer unglaublich optimistisch. In gewisser Weise war sie nach dem Unfall gezwungen, realistischer zu werden. Ich glaube, wir haben uns in dieser Hinsicht angenähert.

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Hatte der Film auch eine therapeutische Wirkung für sie, oder auch für dich?

Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, sie hätte sowieso wieder angefangen zu klettern, aber das Filmprojekt gab ihr eine zusätzliche Struktur und Motivation. Es half ihr, die Angst zu verarbeiten, die nach so einem Sturz bleibt. Im Film sieht man, wie sie fällt, wie sie kämpft und wie sie ihre Emotionen reflektiert. Wir haben viel geredet, an der Wand, nach dem Klettern, am Boden. Ich bin sicher, dass der Film ihr geholfen hat, das Erlebte zu verarbeiten.

Gab es Momente, in denen du dachtest, sie überfordert sich?

Natürlich. Sie hatte die Route Ave Caesar bereits im Jahr zuvor versucht und wollte sie diesmal unbedingt schaffen. Sie hat unglaublich stark geklettert, selbst die härtesten Seillängen mit Eleganz gemeistert. Nur eine Stelle blieb offen – ein einzelner Move, den sie noch nachholen will. Aber im Film geht es nicht darum, ob sie jede Seillänge frei geklettert ist. Es geht um das, was in ihr passiert – um Mut, Angst, Ehrgeiz und Freundschaft.

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Wie würdest du den Film selbst beschreiben?

Freja’s Back ist viel mehr als ein Kletterfilm. Es ist ein Film über Freundschaft, Vertrauen und den Willen, sich nicht von Rückschlägen definieren zu lassen. Wir haben auf einer wunderschönen Wand gedreht. Dem Petit Clocher du Portalet in der Schweiz, auf fast 3.000 Metern Höhe. Es fühlte sich an wie Patagonien mitten in den Alpen. Wir hatten mit Kim einen großartigen Bergführer im Team, der das ganze Material sicherte und dafür sorgte, dass alles reibungslos lief.

Wie war es, dich selbst auf der Leinwand zu sehen?

Zuerst war es ungewohnt, aber dann hat es sich unglaublich schön angefühlt. Ich bin keine Profiathletin, und doch durfte ich Teil dieser Geschichte sein. Für mich steht die Freundschaft im Mittelpunkt. Freja und ich kennen uns seit über zehn Jahren, und dieser Film ist ein gemeinsames Stück Erinnerung. Ich freue mich darauf, ihn irgendwann mit ihr als alte Frauen anzuschauen und zu sagen:

„Schau, was wir damals gemacht haben.“

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Was bleibt dir persönlich von diesem Erlebnis?

Vor allem Dankbarkeit. Dankbarkeit, dass Freja wieder gesund ist, dass wir dieses Abenteuer teilen durften und dass daraus ein Film entstanden ist, der uns beide widerspiegelt. Es ist eine kleine Geschichte, ja, aber sie bedeutet uns viel. Und vielleicht inspiriert sie andere, nach einem Rückschlag nicht aufzugeben. Egal, ob im Sport oder im Leben.

„Freja’s Back“ läuft im Programm der European Outdoor Film Tour 2025. Hier alle Termine und Tickets der EOFT 25:


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