Fotos: Matteo Mocellin
Fünf Kletterer, ein Tal, keine Erwartungen – und die Athleten eint ein gemeinsames Ziel: Klettern zu Ehren von Hansjörg Auer. “Unknown Factors” legt den Fokus auf die unbeschwerteren Seiten des Kletterns. Auf der Jagd nach Boulderrouten und Big Walls sind Matty Hong, Jacopo Larcher, Siebe Vanhee und die Pou-Brüder im vergangenen Herbst ins indische Baspa Valley gereist, um den Traum ihres 2019 verstorbenen Freundes in die Tat umzusetzen. Ausnahmealpinist Hansjörg Auer war gemeinsam mit David Lama und Jess Roskelley beim Abstieg vom Gipfel des Howse-Peak in den Rocky Mountains durch eine Lawine ums Leben gekommen.
Der Österreicher war es, der vor zwei Jahren innerhalb der Crew das Expeditionsziel im Nordwesten Indiens vorgeschlagen hatte. Die landschaftliche Vielseitigkeit der Region und sich rasant ändernde Wetterverhältnisse boten Anreiz und Herausforderung gleichermaßen. Es sollte eine Expedition ohne im Vorfeld geplanten Reiseverlauf werden, ohne feste Ziele oder bestimmte Routen im Visier. Die Freiheitsgrade gaben dem im Himalaya auch die Gelegenheit, die eigenen Vorstellungen zu hinterfragen. „Bei der Entdeckung eines Ortes geht es vor allem um Erwartungen. Wenn man viel erwartet, kann es sehr schwierig werden. Wenn man aber offen ist für alles, was passieren oder sich einem in den Weg stellen kann, macht das Entdecken großen Spaß”, schreibt Siebe Vanhee über die Situation vor Ort.
Das Tal bot der Gruppe eine Vielzahl an Optionen: Die Athleten boulderten zwischendurch, um sich fit zu halten, arbeiteten hart an Single-Pitch-Sportrouten und entdeckten Big Walls, die Teamgeist erforderten. Obwohl sich Iker kurz vor Beginn der Expedition den Zeh gebrochen hatte, eröffneten die Brüder Pou mit “Latin Brother” eine 560 Meter lange Route im Schwierigkeitsgrad 7c+. Im Gedenken an den Initiator des Trips war dies nur einer der denkwürdigen Momente für das gesamte Team.