Im Alter von 16 Jahren zeichnete ein junger Niederländer den ersten Entwurf seiner überdimensionalen Auffangstation für Plastikmüll in den Weltmeeren. Mittlerweile ist der 24-jährige Boyan Slat Kopf eines Großprojekts und hat nach Jahren intensiver Arbeit mit seinem Team von The Ocean Cleanup ein System entwickelt, um möglichst große Mengen Plastik aus den Ozeanen zu filtern.
Zwei Jahre früher als ursprünglich geplant, startet am 8. September die durch Spendengelder in Höhe von 31 Millionen US-Dollar finanzierte Mission. Per Schlepper wird die erste Barriere aus dem Hafen von San Francisco zum Great Pacific Ocean Garbage Patch gezogen und nimmt seine Arbeit mitten im Pazifik auf. Abhängig vom Erfolg von System 001 sollen fortlaufend bis zu 60 dieser Filtersysteme zum Einsatz kommen. Damit könnte sich nach Berechnungen des Teams innerhalb von fünf Jahren 50 Prozent des Plastikmülls aus den Ozeanen holen lassen, um ihn anschließend an Land zu recyceln.
Mehrere mobile Systeme geplant
Auf einer Fläche so groß wie Zentraleuropa befindet sich zwischen Hawaii und Kalifornien der größte Müllstrudel der Welt, den Slat dank eines effizienteren Designs bei der überarbeiteten Version deutlich reduzieren will. Laut Ocean Cleanup gelangen jährlich bis zu 12,7 Millionen Tonnen Plastik ins Meer, der sich aufgrund der Strömungen größtenteils auf fünf Gebiete weltweit konzentriert.
Der Cleanup wird durch eine Flotte von mobilen Systemen erfolgen, die nach Berechnungen aus den Pilotprojekten jeweils pro Monat bis zu fünf Tonnen Abfälle einsammeln können. Das inzwischen aus rund 65 Forschern und Ingenieuren bestehende Team setzt auf Treibanker unter den Konstruktionen, die garantieren, dass sich die Sammelsysteme langsamer bewegen als das Plastik.
Funktionsweise der Barrieren
Luftgefüllte Schläuche aus vulkanisiertem Gummi mit einer senkrechten Barriere an der Unterseite schwimmen in einem großen Halbkreis auf der Wasseroberfläche und nutzen dabei die Strömungen, um im Zentrum den Plastikmüll aufzufangen. Schiffe sollen den angestauten Müll in regelmäßigen Abständen abholen. Die mit über 50 Sensoren, einer Kamera und GPS-Modulen ausgestattete Röhrenkonstruktion sendet Daten zu Position, Wetter und Füllstand des Filters an das Hauptquartier in Rotterdam. Während Fische und andere Lebewesen unter der Konstruktion entkämen, bliebe das treibende Plastik hängen, erklärten die Ingenieure.
Kritisiert werden von einigen Seiten hohe Investition in die Bekämpfung der Symptome des weltweiten Plastikmülls in den Weltmeeren, anstatt hauptsächlich auf Prävention zu setzen. Zudem müsse sich das System unter den Kräften und Bedingungen des Pazifiks erst noch beweisen. Eines hat The Ocean Cleanup unbestritten schon vor dem Start geschafft: die weltweite Aufmerksamkeit verstärkt auf eines der größten Probleme unserer Zeit zu richten.