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Indigenes Volk der Bajau genetisch für extreme Tauchgänge angepasst

Nature

Studie über Seenomaden: Volk der Bajau genetisch für extreme Tauchgänge angepasst

Seit Jahrhunderten leben die Speerfischer auf See. Die natürliche Auslese hat sie möglicherweise zu stärkeren Tauchern gemacht

Die Kinder der Bajau können bereits schwimmen, bevor sie überhaupt laufen lernen. Das indigene Volk aus Südostasien lebt in Hütten auf Stelzen über dem Wasser und hat seine Lebensweise fast vollständig auf den Ozean angepasst. Dadurch entwickelten sie über den Zeitraum vieler Jahrhunderte erstaunliche Fähigkeiten. Tauchgänge über 13 Minuten und in 60 Meter Tiefe ohne zusätzliches Equipment haben ihnen nicht nur den Ruf als „Seenomaden von Malaysia und Indonesien“ eingebracht, sondern auch das Interesse von Forschern geweckt, die dem Ursprung dieser Leistungen auf den Grund gegangen sind.

Wissenschaftler um Studienautorin Melissa Llardo von der Universität Kopenhagen berichten im Fachjournal Cell in ihrem Aufsatz „Physiological and Genetic Adaptations to Diving in Sea Nomads“, dass die außergewöhnliche Begabung bei den Bajau in den Genen zu finden ist als Folge evolutionärer Anpassungen an den Lebensraum. Eine überdurchschnittlich große Milz liefert ihnen zusätzlichen Sauerstoff für die extremen Tauchgänge. Bei vielen Forschungsarbeiten über Meeressäuger stellten Forscher fest, dass die Milz verhältnismäßig deutlich größer ist als beim Menschen. Die Milz pumpt bei Kompression unter Wasser mehr sauerstoffhaltiges Blut ins Kreislaufsystem und versorgt die Bajau bei entsprechend größerem Organ mit mehr Sauerstoff.

Als Doktorandin verbrachte Llardo vor zwei Jahren einige Wochen in Indonesien, um mit Hilfe von Ultraschallaufnahmen die inneren Organe von 59 Bajau zu untersuchen. Zudem nahm sie 34 Individuen vom Nachbarvolk der Saluan mit in die Erhebung, um Vergleichsgrößen von Landbewohnern aus der gleichen Region zu ermitteln. Bei der Untersuchung der Proben in Kopenhagen stellte ihr Team fest, dass die durchschnittliche Größe der Milz bei den Bajau um 50 Prozent größer ist als bei den Saluan. Auf die Gene kam das Team, weil die Forscher nicht nur bei den aktiven Tauchern der Bajau den Unterschied feststellten, sondern auch bei jenen, die seit Jahrzehnten bevorzugt an Land leben.

„Wenn auf genetischer Ebene etwas passiert, sollte die Milz eine bestimmter Größe haben. Da haben wir diesen enormen Unterschied festgestellt“, sagte Llardo. Die Forscher gewannen Erbgutproben beider Gruppen aus dem Speichel und fanden nur bei den Bajau ein Gen namens PDE10A. Es kontrolliert laut der Wissenschaftler vermutlich die Konzentration des Schilddrüsenhormons T4, bei Mäusen sorgt es für eine vergrößerte Milz. Llardo geht davon aus, dass die natürliche Selektion den Bajau geholfen hat, den genetischen Vorteil zu entwickeln.

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