Dieses Jahr auf der Dream Tour kann bisher als eines der spektakulärsten in der jüngeren Geschichte bezeichnet werden. Auch wenn Gabriel Medina mit seiner komfortablen Führung die Saison bis dato dominiert hat, können rechnerisch noch die ersten sechs Surfer im Ranking Weltmeister werden.
Der Moche Rip Curl Pro ist am Wochenende in Portugal mit nicht sonderlich begeisternden Bedingungen gestartet, weil Wind und Regen den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Wir trafen vor Ort den elfmaligen Weltmeister Kelly Slater, um mit ihm über den Contest in Peniche und die Chancen auf einen zwölften Titel zu sprechen.
“Obwohl ich zurücklag, habe ich mir keinen Stress gemacht. Mich überkommt dann ein Gefühl, dass es einfach mein Heat ist…”
“Ich hatte heute morgen einen anstrengenden Heat”, erzählt Slater nach der ersten Runde. Matt Wilkinson, aktuell 23. im Ranking, führte mit einer 9.57. Noch fünf Minuten bis zur Sirene, Slater schaffte wieder einmal den höheren Score mit einer kurzen Barrel – 9.67. “Nach der Welle von Matt bin ich locker geblieben und dachte mir nur, ‘diesen Heat werde ich noch gewinnen. Obwohl ich zurücklag, habe ich mir keinen Stress gemacht. Mich überkommt dann irgendwie ein Gefühl, dass es einfach mein Heat ist.'”
Er sollte Recht behalten. Doch insgesamt verlief die Saison noch nicht ganz nach dem Geschmack des in Florida geborenen US-Amerikaners. Ihm fehlt noch ein Sieg auf der diesjährigen Tour – ein relativ ungewohntes Bild. “Es war komisch, weil anfangs niemand wirklich einen Angriff auf den Weltmeistertitel durchblicken ließ. Normalerweise hat einer von uns einen Lauf und gewinnt ein Ding nach dem anderen.”
Gabriel Medina, Michel Bourez und Mick Fanning entschieden jeweils zwei der ersten sechs Events für sich, mussten aber auch ein paar schlechtere Ergebnisse verkraften. Fanning beendete beispielsweise den Billabong Rio Pro nur auf Platz 25. Slater lieferte unterdessen konstant seine Leistungen ab, trotz eines fehlenden Sieges.
“Mein Jahr verläuft ungefähr so, wie es im letzten Jahr bei Mick war. Einige gute Ergebnisse, aber nicht ganz oben auf dem Podium. Mit seinem Erfolg in Frankreich 2013 kam dann der Durchbruch für den Titel”, zieht Slater Bilanz. Er habe einfach bisher noch kein Kapital aus den sich bietenden Möglichkeiten geschlagen. Falls Gabriel Medina in Portugal gewinnt, würde er sich automatisch zum Champion von 2014 krönen. Wenn aber Slater oder John John Florence den Sieg holen, kommt es zum Showdown auf Hawaii. “Medina ahnt, wenn erst Pipeline die Entscheidung bringt, steigert das den Druck ungemein…”
Pipeline ist für beide, Slater und Florence, eine altbekannter Spot, den sie wie ihre Westentasche kennen. Explizit danach gefragt, stimmt Slater zu, dass er definitiv einen Vorteil gegenüber dem Brasilianer hätte, wenn es so kommen sollte.
“Ich würde nie sagen, dass Medina Pipe nicht gewinnen kann. Er war auf Fidschi, Tahiti und an der Gold Coast nicht zu schlagen. Ich habe ihn in Pipe auch schon in sehr guter Form erlebt”, sagt Slater, “aber niemand hat Gabriel in der Vergangenheit an wirklich großen Tagen deep hinter dem Peak gesehen.”
Sollte Medina in Peniche patzen, steigen gleichzeitig die Chancen von seinen Herausforderungen auf einen späten Gezeitenwechsel im Kampf um den Titel. “Falls ich irgendwie im Rennen bleiben kann, bin ich schon glücklich. Medina ahnt, wenn Pipe die Entscheidung bringt, steigert das den Druck ungemein. Ich glaube nicht, dass dort der Druck bei mir liegt, er wird auf ihm lasten. Wir werden sehen, wie er in solch einer Situation surfen würde.”
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