Foto: Nirmal Purja Magar
Ein Bild geht um die Welt und drückt mit der Momentaufnahme aus, wie grotesk die Situation am Mount Everest seit einigen Jahren tatsächlich ist. Der Stau in der Gipfelregion war in dieser Saison auch einer der Gründe, warum bereits elf Bergsteiger auf dem höchsten Berg der Welt ihr Leben ließen. Der britische Alpinist Nirmal Purja Magar, der das Foto bereits am 22. Mai in der Todeszone geschossen hatte, schätzte den Massenansturm an diesem Tag auf etwa 320 Personen. Viele erfahrene Bergführer kritisieren schon lange die Zustände im Himalaya – und speziell am Everest. Laut Reinhold Messner fehle es vielen Menschen an Respekt vor dem Berg, während die Regierung Nepals zu unverantwortlich mit der Vergabe der extrem teuren, limitierten Lizenzen für einen Aufstieg umgehe.
Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung beschreibt David Göttler seine Eindrücke unterhalb des Gipfels in diesem Jahr, als er sich für ein Umkehren entschied, weil der 41-Jährige die Gefahr als zu hoch befand: “Für einen Toten am Wegesrand kann man nicht mehr viel tun. Natürlich ist es immer wieder krass. Aber man ist da einfach in der Masse unterwegs, mit Leuten, die noch nicht einmal Bergsteiger sind. Man ist in einer Anonymität, in der der Einzelne nicht auffällt.”
Als einer der besten Höhenbergsteiger Deutschland kritisiert er neben mangelndem Risikomanagement der teilweise schlecht organisierten Agenturen und Billiganbieter auf der nepalesischen Südseite auch dem fehlenden ethischen Anspruch vieler “Touristen” am Berg. Ein Aufstieg “by fair means”, also auf den unter Bergsteigern verpönten Sauerstoff zu verzichten, würde laut Göttler für ein deutlich realistischeres Kalkulieren der Gefahren sorgen. “Schade ist, dass in unserer Gesellschaft nicht kritisch hinterfragt wird, ob jemand mit oder ohne Sauerstoff hochgegangen ist. Für uns hätte es ja auch einen faden Beigeschmack, wenn jemand die Tour de France mit E-Bike fahren würde.”