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Patrick Rauter -–Location Riversurf Anlage Divoka Voda (Cunovo – Slowakei)

Surf

RIVERSURFEN für Anfänger:innen

Basic Infos für “bloody rookies“ - Riversurf

Text: Patrick Rauter

Riversurfen für Anfänger:innen? Du willst mit dem Riversurfen starten und hast noch überhaupt keine Ahnung was dich erwartet? Dann ist dieser Artikel genau der Richtige für dich!

Surfen ist längst nicht mehr auf die Küsten und Ozeane beschränkt. Vor Jahrzehnten kamen ein paar junge Wilde auf die Idee, dass man auch in den Flüssen auf einer natürlichen Welle (die sich durch ein Hindernis im Untergrund, „Kicker genannt“, aufbaut) surfen könnte. Heute geht es um das Riversurfen für Anfänger:innen.

Der Eisbach in München wird als die eigentliche Geburtsstätte des „Riverwave“-Surfens angesehen. Eigentlich war es eine „unglückliche“ architektonische Fehlkonstruktion, wodurch diese Welle entstanden ist. Über die Jahre haben die Locals diverse Umbauten getätigt, wodurch die Eisbachwelle immer besser wurde. Mittlerweile ist der Eisbach DER Riversurfspot, welcher weltweit diverse „landlocked surfer“ inspirierte in ihrem eigenen Backyard nach ähnlichen Riversurf-Spots zu suchen. Diese aufregende Variante des Surfens hat in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen, da es Surfern die Möglichkeit bietet, auch in Regionen ohne Meereszugang die Faszination des Surfens zu erleben.

Riversurf
Foto: Sandra Grunewald / Unsplash

Mittlerweile gibt es vor allem in Mitteleuropa und Nordamerika immer mehr eigens dafür geschaffene Riversurf-Anlagen, welche künstlich in Wildwasser-Anlagen oder Flüssen angelegt wurden und beinahe ganzjährig eine konstante Surfwelle vorweisen können.

Da dieser Artikel “Riversurfem für Anfänger:innen” für komplette Anfänger:innen (=“bloody rookies“ oder etwas abschätzig „kooks“ genannt) gedacht ist, wollen wir  wirklich ganz von vorne beginnen.

KÖRPERLICHE GRUNDVORAUSSETZUNGEN – Riversurfen für Anfänger:innen

Eine gewisse Grundfitness sollte schon vorhanden sein. Man sollte Schwimmen und auch einmal 10-15 Sekunden ohne Panikattacken unter größerem Druck unter Wasser die Luft anhalten können. Hört sich erstmal super easy an, aber wer schon mal im Meer von der Wucht der Wassermassen auch nur wenige Sekunden unter Wasser gedrückt wurde, weiß, wie elendig lange sich dies anfühlen kann.

Dies soll euch aber auf keinen Fall vor dem Riversurfen abschrecken, denn in der Regel ist man nach ein paar Sekunden wieder über Wasser. Genau deshalb ist die Auswahl des geeigneten Riversurf-Spots für die ersten Versuche auch so entscheidend. Mit dem nötigen Vorwissen, einer kleinen Einschulung und dem richtigen Spot können auch Kinder das Riversurfen ohne großes Risiko erlernen.

Riversurf
Foto: Alistair Macrobert / Unsplash

BOARDS & Co. – Riversurfen für Anfänger:innen

Es gibt mittlerweile viele Brands, welche eigene Riversurfboards herstellen, die wirklich speziell fürs Surfen im Fluss konzipiert wurden. Firmen wie Lib Tech, Indiana, Delight usw. haben Boards, welche besonders an den Rails (=quasi die „Kanten“ der Boards) einiges an Schlägen aushalten. Im Vergleich zu einem normalen Surfboard fürs Meer krachen die Boards beim Riversurfen oftmals gegen Beton- oder Steinwänden an der Seite, wenn man unkontrolliert stürzt. Die Qual der Wahl ist hierbei groß.

Als Einstieg für Erwachsene würde ich je nach Wellengröße/Höhe ein Board zwischen 4.8”-5.4” Feet empfehlen und vom Shape her etwas breiter, da Breite gleichzeitig auch Stabilität bedeutet. Ein wenig Rocker ist auf jeden Fall empfehlenswert, damit man nicht so leicht vorne im Wellental einspitzelt. Das Boardvolumen ist bei den empfohlenen Einsteiger-Wellen nicht so entscheidend, einzig bei Kids & Personen unter 50kg würde ich eher ein Board um die 18-25 Liter nehmen. Bei Männern über 80-90kg kann man schon so 30 Liter ins Auge fassen. Je nach Riding-Level (und Gewicht natürlich) kann man dann später hinsichtlich der Boardauswahl schlanker, leichter und kürzer werden.

Grundsätzlich sind für Anfänger:innen Softtop Boards zu empfehlen, da diese meist etwas fehlerverzeihender sind und stabiler sind.

Verschiedene Boards zum Austesten - Riversurfen für Anfänger:innen
Almwelle Salzburg / Foto: Sandra Gellan

Finnen

Manche Spots sind richtige Finnenkiller! Am Anfang sind softere, günstige Finnen von Vorteil. Die allermeisten Riversurfer fahren mit einem Twin Setup d.h. 2 Finnen und maximal einer sehr kleinen Center-Fin in der Mitte. In der Regel gilt: Je größer die Finne, desto stabiler liegt das Board in der Welle und je kleiner die Finne, desto agiler/wendiger wird das Board (aber auch instabiler).

Neoprenanzug

Riversurfen findet – wie es der Name schon vermuten lässt – in Flüssen statt. Flüsse entspringen in den Bergen und daher sind diese Gewässer selbst im Hochsommer dementsprechend kalt. Die ganz Harten gehen dann im Hochsommer auch einmal ohne Neoprenanzug ins Wasser, aber als Anfänger:in empfiehlt sich auf jeden Fall ein langer Neo mit mindestens 3/2 Dicke d.h. 3mm dickes Neoprenmaterial am Torso und 2mm an den Extremitäten.

Booties

Hinter vielen Flusswellen befinden sich oftmals Steine am Boden, welche zu lästigen Schnittverletzungen oder sonstigen Blessuren an den Füßen führen können, deswegen sind Booties – also Neoprenschuhe – sehr empfehlenswert. Ja manche Core-Surfer:innen schwören darauf, barfuß zu surfen, weil Sie dadurch mehr Boardfeeling haben. Mittlerweile gibt es aber sehr gut geschnittene Booties, welche das Gefühl am Board nicht beeinträchtigen und darüber hinaus auch die Füße länger warm halten.

Leash

Die Leash ist quasi der Fangriemen des Surfboards. Bei einigen Flusswellen ist der Fangriemen unverzichtbar. Es gibt – gerade für natürliche Flusswellen – speziell entwickelte Leashes für die Hüfte, welche man im Extremfall des Hängenbleibens, sehr schnell öffnen kann. Es gibt aber auch Flusswellen, an welchen man auf die Leash verzichten kann oder sogar sollte. Am allerbesten einfach die Locals fragen.

Life Jacket/Westen – Riversurfen für Anfänger:innen

Gerade bei natürlichen Flusswellen kann eine Life Weste überlebenswichtig sein, aber als Anfänger:in ist dringend davon abzuraten, dort das Fluss-Surfen zu erlernen.

SPOTS FÜR EINSTEIGER:INNEN – Riversurfen für Anfänger:innen

Ich werde mich jetzt bei den Locals verständlicherweise sehr unbeliebt machen, aber die Almwelle (Salzburg) und die Floßlände (München) sind wohl die perfekten Flusswellen für bloody rookies. Sie sind kostenlos und der Einstieg fällt hier sehr leicht. Bei der Floßlände gibt es übrigens Öffnungszeiten und dort ist für schwerere Rider (60kg aufwärts) ein Board mit recht viel Volumen zu empfehlen (30 Liter aufwärts).

Auch die eigens kreierte Surfwelle in Divoka Voda (20min von Bratislava und 50min von Wien entfernt) eignet sich noch gut zum Anfangen, allerdings sollte man da schon recht gut schwimmen können und Ü16 bzw. größer als 1,60m sein, da der Wasserdruck doch um einiges stärker ist. Der Vorteil ist, dass man da extra Kurse & das gesamte Equipment dazubuchen kann und der Eintrittspreis für das Tagesticket bei nur 20 EUR liegt. Zudem ist oftmals selbst an schönen Tagen im Sommer wenig los und man hat genügend Zeit zum Ausprobieren und Reinkommen. Außerdem ist die Welle beinahe doppelt so breit/groß wie die Almwelle oder Floßlände.

Patrick Rauter - Location Riversurf Anlage Divoka Voda (Cunovo – Slowakei) - Riversurfen für Anfänger:innen
Check Out Cunovo Slowakei Divoka Voda / Foto: Sandra Gellan

Andere Alternativen wären die komplett künstlichen angelegten Riversurf-Anlagen wie die City Wave (München, Wien, Regensburg usw.) oder der Unit Surfpool (Lengenfeld & Mailand). Allerdings sind da die Wellen bereits um einiges druckvoller und für Geringverdiener (eher) nicht geeignet, da eine Session von einer Stunde (welche man sich mit bis zu 8 Personen teilen muss) sehr teuer ist. Ein Vorteil ist allerdings, dass es da ebenfalls spezielle Kurse mit Trainer:innen gibt, die Tipps & Hilfestellungen geben können und, dass das komplette Equipment  im Preis inkludiert ist.

RIVERSURF FÜR ANFÄNGER:INNEN

Wie ihr euch am besten an den ersten Riversurf herantraut, kommt jetzt.

First Try

„The first cut is the deepest!” – Keine Angst, ganz so schlimm ist es nicht. Wie man am Bild erkennen kann, ist es am Almkanal (ähnlich wie auf der Floßlände) recht einfach, das Board direkt in die Welle zu stellen.

Nose Above Water

Hierbei kann ein Kollege anfangs noch Hilfestellung geben und das Board an der Nose festhalten. Wichtig dabei ist, dass man beim ersten Draufsteigen auf das Board zuerst mit dem hinteren Fuß auf das Tail (hinterer Teil des Surfboards) steigt. Damit wird das Board (der hintere Teil) ins Wasser gedrückt, sodass es nicht gleich fortgespült wird. Erst dann tritt man auch mit dem vorderen Fuß (noch mit etwas weniger Druck) auf das Board. Bei all diesen Schritten sollte man sich gleichzeitig noch am Rand festhalten, bis man sich wirklich mit beiden Füßen stehend am Board komplett eingerichtet hat. Ab diesem Schritt kann der Kollege das Board dann auch loslassen, denn nun steht man schon mit vollem Gewicht auf dem Board.

Riversurfen für Anfänger:innen
Quirin Kopfhammer & Luca Polanig beim Nose festhalten, Almwelle (Salzburg) / Fotog: Patrick Rauter

Helping Hand

Nun willst du natürlich los surfen. Hier kann dir (bei den ersten Versuchen) noch dein Buddy die Hand halten, sodass du dich langsam vom Rand in Richtung Mitte der Welle herantasten kannst.

Sandra Gellan und Patrick mit der „helping hand“ auf der Almwelle (Salzburg) / Foto: Quirin Kopfhammer
Sandra Gellan und Patrick mit der „helping hand“ auf der Almwelle (Salzburg) / Foto: Quirin Kopfhammer

WICHTIG: Alle Turns beim Surfen werden vom Kopf & den Schultern eingeleitet, wobei dieses Einleiten des ersten „Schwunges“ allein durch den Blick auf die gegenüberliegende Seite der Welle eingeleitet wird.

Floating Point

Der „floating point“ ist der Bereich der Welle, in der du quasi ruhig im Wasser am Board stehst OHNE dass du vorne mit der Nose einspitzelst oder nach hinten über die Welle gespült wirst. In diesem Punkt könntest du theoretisch längere Zeit verharren. Bereits durch eine kleine Gewichtsverlagerungen nach vorne (Richtung Nose), fährst du in Richtung des Wellentals. Etwas zu viel nach vorne gelehnt und du tauchst mit der Nose ein. Wenn du dich hingegen etwas nach hinten auf das Tail lehnst, dann treibst du langsam Richtung Wellenkamm, also quasi „hinauf“. Wenn du dich aber etwas zu viel nach hinten treiben lässt, spült es dich irgendwann über die Welle. Wer sich traut, kann durch gezieltes „Pushen“ (=relativ starke Pumpbewegungen mit dem vorderen Fuß um das Wasser vor sich zu verdrängen), wieder nach vorne gelangen.

Quirin Kopfhammer – „Searching for the floating point“ – Location Almwelle Salzburg - Foto: Patrick Rauter - Riversurfen für Anfänger:innen
Quirin Kopfhammer – „Searching for the floating point“ – Location Almwelle Salzburg – Foto: Patrick Rauter

Swivel

Ein weiterer Zwischenschritt zu den ersten richtigen Turns, kann das hin und her „swiveln“ (=schwenken/wischen) in der Mitte der Welle sein. Es mag etwas witzig aussehen, aber durch leichtes entgegengesetztes Verdrehen der Schultern und der Hüfte bekommt man etwas mehr Gefühl wie sich das Board bei einer Drehung verhält bzw. verhalten wird.

Erster Real Turn

Nachdem du dich schon langsam von einer Seite zur anderen Seite herangetastet, ein Gefühl für die Welle und das Board bekommen hast und die Nose dabei die meiste Zeit noch nach vorne (=Richtung Wellental) zeigt, wird es Zeit für die ersten richtigen Turns.

Jetzt kann man anfangen, mit immer größeren (und schnelleren) Schwungbewegungen aus dem Oberkörper mit dem Board hin- und her zu fahren. Wenn dies nun für dich keine große Herausforderung mehr darstellt, dann bist du offiziell kein „bloody rookie“ mehr. Gratuliere, ab sofort bist du hooked for life und kannst ein Leben lang an deinem Style feilen und dich an die ersten Sprays, Tricks wagen!

Patrick Rauter – Location Almwelle Salzburg - Foto: Luca Polanig - Riversurfen für Anfänger:innen
Patrick Rauter – Location Almwelle Salzburg - Foto: Luca Polanig

INSIDER-TIPPS – Riversurfen für Anfänger:innen

Protect ya’ Face:

Wenn es dich über die Welle rüber spült und du gerade erst aus dem Wasser wieder auftauchst und in diesem Moment nicht weißt, wo dein Board gerade ist, dann halte dir dabei IMMER die Arme vor das Gesicht. Es kann nämlich durchaus vorkommen, dass dein Board im Weißwasser hinter der Welle mit etwas Druck aus dem Wasser herausgeschleudert wird. Wenn dabei dein hübsches Gesicht mitten in dieser Flugbahn steht, dann kann so eine Begegnung mit dem Board oder gar den Finnen sehr schmerzhaft enden. Wenn man sich schon eine Narbe einfängt, dann wenigstens, wenn man einen Trick versemmelt.

Quirin Kopfhammer zeigt es vor - Location Almwelle Salzburg - Foto: Sandra Gellan - Riversurfen für Anfänger:innen
Quirin Kopfhammer zeigt es vor – Location Almwelle Salzburg – Foto: Sandra Gellan

Nose Tape

Obwohl bspw. die meisten Riversurf-Boards wie bspw. das Lib Tech „Whirlpool“ bereits extrem stabil gebaut sind, ist es trotzdem sehr ratsam vor dem ersten Surf die Nose des Boards mit handelsüblichem Tape einzuwickeln. Wieso? Wenn eine spitze Nose gegen eine Fels- oder Holzwand (oder deinen Körper) kracht, kann dies unschöne Dings (=“Macken“) an der Nose hinterlassen.

Sandra begutachtet den Tape-Job an den Boards - Location Almwelle Salzburg - Foto: Patrick Rauter - Riversurfen für Anfänger:innen
Sandra begutachtet den Tape-Job an den Boards – Location Almwelle Salzburg – Foto: Patrick Rauter

Save Money

Halte auf diversen Fundbörsen (Facebook Surf-Equipment usw.) Ausschau nach gebrauchten (Softtop-)Boards, welche du sehr günstig erstehen kannst. Als Anfänger:in ist es überhaupt nicht notwendig, sich ein komplett neues und teures Board zu kaufen. Das wird so oder so sehr schnell ziemlich ramponiert sein.

Respect The Locals

Eigentlich sollte das selbstverständlich sein, aber mittlerweile haben die Hipster das Surfing für sich entdeckt, welche oftmals sehr präpotent auftreten. Sei du nicht so! Und wenn man freundlich die Locals um erste Tipps fragt, dann erhält man oft sehr wichtige Infos über den jeweiligen Spot. Das Vordrängeln beim Anstehen in der Reihe ist ein absolutes No-Go!

No Natural Riverwaves

Es gibt natürlich fast überall auf den Flüßen dieser Erde diverse natürliche Flusswellen zum Surfen, aber diese sind als „bloody rookie“ komplett ungeeignet um das Riversurfen zu erlernen. Abgesehen davon kann so etwas – ohne Ortskenntnis bzw. local knowledge – sehr gefährlich werden.

Erste Hilfe Set

Kleinere Blessuren kann man sich immer zuziehen, daher ist es immer klug, ein Pflaster oder kleinen Verband zur Hand zu haben.

Balance Boards

Im Riversurfen (wie auch im Meer oder allen anderen Boardsportarten) dreht sich fast alles um die Balance und das Boardgefühl. Ein Balance Board kann dir dabei helfen, deinen Gleichgewichtssinn zu trainieren. Du wirst dadurch definitiv kein besserer Surfer werden und trotzdem anfangs viel Wasser schlucken aber es kann ein sinnvoller Zeitvertreib sein und fördert dein Körpergefühl.

Wir hoffen, dass dir diese Anleitung hilft und wünschen viel Spaß auf der ersten Riverwave! 🙂

On board: Sandra Gellan – Daffy balance boards - Location: Klagenfurt - Foto: Patrick Rauter
On board: Sandra Gellan – Daffy balance boards – Location: Klagenfurt – Foto: Patrick Rauter
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