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Nature

Mission Blue | Rekordhalterin Hanli Prinsloo: Freediving mit Walen und Haien

Die Südafrikanerin will mit ihren Aktionen mehr Aufmerksamkeit für die Ozeane erregen

Von Lou Boyd

„Irgendwo tief verwurzelt erinnert sich unser Körper daran, dass wir in der Vorzeit im Wasser gelebt haben. Der menschliche Körperbau eignet sich perfekt zum Tauchen, wir müssen ihm nur vertrauen.“

Henli Prinsloo, preisgekrönte Freediverin, Meeresschützerin und Executive Director der Stiftung I Am Water, erzählt an einem frühlingshaften Donnerstag im Shop von Finisterre in Covent Garden aus ihrem Leben.

Der Laden im Londoner West End liegt meilenweit von der Meeresküste entfernt. Doch an diesem Abend denkt keiner der Anwesenden an die Distanz zum Ozean und es versammeln sich viele Leute, um Henli persönlich kennenzulernen.

Photo: Jean Marie Ghislain
Foto: Jean Marie Ghislain

Eine Person, die mit den Riesen der Ozeane taucht, ist eigentlich Grund genug, um nach der Arbeit vorbeizuschauen, aber Hanli macht sogar noch mehr: Sie taucht nicht nur mit den großen Säugetieren, sie taucht wie sie.

Wir haben eine ähnliche Körperanpassung wie Delfine und Seehunde, um tief zu tauchen. Seehunde sind unsere Cousins und Delfine unsere Freunde

Als Freediverin stößt Hanli auch ohne Flasche und Ausrüstung in die Tiefen des Ozeans vor. Sie kann die Luft über sechs Minuten anhalten, bevor sie für einen Atemzug zurück an die Wasseroberfläche muss – ziemlich ähnlich dem Verhalten von Walen und Delfinen.

Außerdem meint sie, dass wir vergleichbare Dinge wie sie können: „Wir haben eine ähnliche Körperanpassung wie Delfine und Seehunde, um tief zu tauchen. Seehunde sind unsere Cousins und Delfine unsere Freunde.“

Photo: Jean Marie Ghislain
Foto: Jean Marie Ghislain

Diese Erinnerung, von der Hanli spricht, ist keine metaphorische, emotionale oder spirituelle, sie ist real. Unsere Körper passen sich physiologisch an, wenn wir regelmäßig unseren Atem anhalten und abtauchen.

„Zuerst verlangsamt sich unser Herzschlag, der Körper bereitet sich darauf vor, Sauerstoff zu sparen“, berichtet Hanli: „Sobald man den Tauchvorgang beginnt, fließt sauerstoffreiches Blut von den Armen und Beinen direkt in die wichtigsten Organe wie Gehirn oder Herz.

„Dann passiert etwas Unglaubliches. Deine oft wenig beachtete Milz hat plötzlich eine andere Aufgabe. Sie zieht sich zusammen und setzt so sauerstoffreiches Hämoglobin in den Blutkreislauf frei. Dieser Prozess ermöglicht es dir natürlich auch, länger zu tauchen.“

Hanli ist das perfekte Beispiel, welch beeindruckenden Anpassungen unser Körper zu leisten imstande ist, die uns überhaupt nicht bewusst sind.

Sie ist nur 1,60 Meter groß, doch dadurch, dass sie die viel Zeit unter Wasser verbringt, ist ihr Lungenvolumen größer als das vom Kapitän des südafrikanischen Rugby-Teams. Die Freitaucherin weiß das sogar ziemlich genau, da sie von ihm gefragt wurde, ob sie ihn coachen könne.

Mit Delfinen, Pottwalen, Tigerhaien, Mantarochen, Schildkröten und vielen weiteren Spezies zu tauchen, zeigt, dass Hanli zweifellos ein selten genutztes Talent des menschlichen Körpers ausreizt, von dem die meisten Leute nichts ahnen.

Foto: Jean Marie Ghislain

Neben der tiefen Verbundenheit mit riesigen Meeresbewohnern und ihrem Platz unter den besten Freedivern der Welt hat Hanley auch noch Zeit für ein weiteres Abenteuer gefunden. Sie hat die Meeresschutzorganisation I Am Water gegründet.

Die Stiftung basiert auf Hanlis festem Glauben, dass sich Menschheit und Natur zwingend gegenseitig brauchen: Das eine kann ohne das andere nicht überleben.

I Am Water arbeitet nicht nur für den Schutz der Ozeane, sondern lehrt das Wissen auch jungen Menschen – vor allem Kindern – in der Hoffnung, dass sie diese Arbeit fortsetzen, wenn älter werden.

„Viele Kinder, die wir auf diese Trips mitnehmen, sind davor noch nie getaucht. Wir zeigen ihnen die geheimnisvolle Welt, von der sie umgeben sind…“

„Ich würde mir wünschen, dass der Schutz des Ozeans Teil einer jeden Schulausbildung wird, und dass alle Kinder der Welt Zugang zu Bildung und Wasser haben“, sagt Hanli: „Der Schutz der Ozeane würde, sobald man sich damit beschäftigt, eine soziale Herausforderung werden.“

I Am Water arbeitet zusammen mit unterprivilegierten Kommunen an der Küste, um einflussreiche Programme zu kreieren. Diese Projekte sollen die Menschen dazu inspirieren, eine andere Sichtweise auf die Sensibilität der Ozeane zu bekommen.

„Viele Kinder, die wir auf diese Trips mitnehmen, sind davor noch nie getaucht“, erzählt uns Hanli: „Wir zeigen ihnen die geheimnisvolle Welt, von der sie umgeben sind.“

Was sind für ihre Organisation die größten Herausforderungen, um die Ozeane und ihre Bewohner zu schützen? Die großen drei Probleme seien Klimawandel, Überfischung und die Verschmutzung der Meere. „Der Klimawandel ist besorgniserregend, weil wir intakte Meere zwingend benötigen“, erklärt sie: „Der Ozean bindet am meisten CO2. Viele glauben, es seien die Wälder, aber tatsächlich sind es die Meere.“

„Wenn wir von Verschmutzung sprechen, denken wir fast ausschließlich daran, Plastikflaschen zu meiden, doch es ist nicht nur das Plastik im Ozean. Es ist alles, was über die Flüsse ins Meer gelangt, auch Dünger und Abwasser. Diese enormen Menge an Düngemitteln aus der Landwirtschaft verbraucht den Sauerstoff im Wasser, wodurch das Algenwachstum beschleunigt wird.“

„Es entstehen regelrechte Todeszonen, in denen Fische nicht mehr überleben können. Es ist wie das Armageddon für Meerestiere.“

„Im Vereinigten Königreich gibt es viele große Organisationen, die richtige Entscheidungen treffen können. Fish2fork hat herausragende Arbeit geleistet, indem sie verdeutlicht haben, dass manche Fischarten nicht gegessen werden sollten.“

Photo: Jean Marie Ghislain
Foto: Jean Marie Ghislain

Eine Sache, auf die wir ganz besonders aufpassen müssen, sei das Fangen von Meeresbewohnern, um sie dann in Aquarien zu setzen.

„Ich wünschte, wir könnten komplett damit aufhören, den Ozean leerzufischen. Den Weltmeeren eine längere Auszeit gönnen, bis sie sich ausreichend erholt haben“ – das sei ihr größter Wunsch und sie fügt hinzu: „Vor allem manche Raubtiere wie große Tigerhaie, die so stark gejagt werden.“

„Es ist eben nicht nur der Fisch, den wir essen. Ich wünschte, dass jedes einzelne Säugetier, jeder Seehund und jedes Lebewesen auf der Welt seinen Freiraum bekommt. Für mich ist es eine Schande, dass es in unserer Zeit noch Tiere gibt, die in Gefangenschaft gehalten werden.“

„Es ist ein Makel unserer Gesellschaft, dass sie nicht darüber nachdenken, wie man mit sensiblen Lebewesen umgeht“

Während die Art und Weise, wie zum Beispiel Sea World ihre Orcas hält, mehr Aufmerksamkeit von der Welt bekommt, glaubt Hanli, dass die Situation komplizierter ist und stark verbessert werden muss.

„Sie behaupten beispielsweise, sogar für Clownfische in den Aquarien eine perfekte Umwelt zu schaffen, in der sich die Fische wohlfühlen und auch bei den Kleinsten der Kleinen für eine gute Haltung garantiert werden könne.“

„Dann schauen wir auf das intelligenteste Tier der Welt, eingepfercht in einem blauen Swimmingpool. Sie haben immer propagiert, es gehe ihnen gut, doch es ist absolut nichts natürlich an dieser Haltung.“

„Es ist ein Makel unserer Gesellschaft, dass sie nicht darüber nachdenken, wie man mit sensiblen Lebewesen umgeht. Ich denke, das ist etwas, an dem wir mit Sicherheit arbeiten müssen.“

Foto: Jean Marie Ghislain

„Wenn du dir noch nicht Blackfish, The Cove oder End Of The Line angeschaut hast, hole es nach! Ja, du wirst zu Tränen gerührt sein! Ich habe mir die Filme angesehen und im Kino während The Cove geheult wie selten zuvor.“

„Aber wenn wir uns nicht mit diesen Filmen auseinandersetzen, wie können wir es dann von anderen Leuten erwarten? Macht es einfach, es lohnt sich…“

Wenn du mehr über Hanli und ihre Arbeit erfahren willst, besuche hanliprinsloo.com und iamwaterfoundation.org.

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