Traditionelle Hausbesitzer und Mieter gleichermaßen haben mit dem Zeitgeist des Minimalismus besonders im vergangenen Jahrzehnt die Tiny Houses als ernstzunehmende Wohnalternative für sich entdeckt. Laut einer Umfrage der National Association of Home Builders aus dem Jahr 2018 würden bis zu 53 Prozent der Befragten in einem Haus mit weniger als 60 Quadratmetern Fläche dauerhaft leben. Unter Millennials steigt dieser Prozentsatz sogar auf 66 Prozent. Doch mit der exponentiell gestiegenen Nachfrage für Tiny Houses tauchen auch Fragen auf, was vom Gesetzgeber überhaupt erlaubt ist, wie hoch die Kosten ausfallen und ob sie sich im Alltag tatsächlich als lebenswert erweisen.
Wir haben einige der bei Google am häufigsten gestellten Fragen über die Häuser aufgelistet und unter Besitzern und Bauherren nach realitätsnahen Antworten gesucht.
Was ist ein Tiny House?
Der Begriff “Tiny House” kommt ursprünglich aus den Vereinigten Staaten. Nach der großen Immobilienkrise dort nach den Jahren 2007/08 wurde das Konzept sprichwörtlich eher aus der Not geboren, da viele Menschen auf der Suche nach günstigerem Wohnraum und neuen Lösungen für sich alternative Lebensentwürfe entdeckten. Ein Reduzieren der Lebensumstände auf das Wesentliche spielt hinter der Idee eine entscheidende Rolle. Man wollte dem ausufernden Materialismus, der ein Leben über den eigenen Verhältnissen ermöglicht hatte, den Rücken kehren.
Das „Tiny House on Wheels“, ein mobiles Minihaus auf Rädern, entpuppte sich als Erfolgskonzept, da dortige Gesetzeslücken dafür sorgen, dass viele der hohen Anforderungen an reguläre Wohnhäuser nicht für Tiny Houses gelten. Allein die Möglichkeit, auch ohne Weiteres den Wohnort wechseln zu können, machte einen großen Reiz aus. Eigeninitiative beim Bau war von Beginn an zentrales Element bei vielen Fans des Wohnkonzepts. Obwohl es mittlerweile zahlreiche Anbieter für schlüsselfertige Modelle auf dem Markt gibt, hält dieser Trend zum Eigenbau bis heute an.
Wie teuer ist ein Tiny House?
Preise sind in den meisten Fällen natürlich relativ, allerdings gibt es einige Anhaltspunkte, an Hand derer man die Kosten überschlagen und besser einschätzen kann. Ein durchschnittliches Tiny House kostet etwa 25.000 Euro an Materialien, darin enthalten sind jedoch noch keine Arbeitsstunden. Diese Kosten schwanken sehr stark, da viele Interessenten selbst ihre freie Zeit investieren, um dadurch die Kosten gering zu halten. Außerdem macht dies bei einigen sogar den ausschlaggebenden Reiz aus, ähnlich wie beim Ausbau eines Bullis.
Völlig ohne Eigeninitiative sollte man bei den Arbeitskosten mit mindestens 6000 Euro kalkulieren, wobei auch hier die Grenzen nach oben, je nach Umfang der Handwerkerstunden, offen sind. Bei einem Modell auf Rädern erhöht sich der Preis durch den Kauf eines Anhängers mit entsprechender Größe und Traglast. Die Mietkosten oder Kaufpreise für ein Stück Land bleiben bei dieser Schätzung außen vor, da regionale Schwankungen sowie Lage und Größe eine tragende Rolle spielen. Günstige Trailer starten bei etwa 3000 Euro und können je nach Anhängelast und Tragfläche im Preis deutlich steigen.
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Wie groß darf ein mobiles Tiny House sein?
Die Straßenverkehrsordnung gibt vor, dass eine Höhe von 4,00 Metern und eine Breite von 2,55 Metern nicht überschritten werden darf. Das zulässige Gesamtgewicht wird durch die Länge des Anhängers beschränkt.
Benötigt man TÜV für ein Tiny House?
Selbst wenn der Aufbau auf einem Hänger als Ladung definiert wird, benötigt ein Tiny House keine TÜV-Abnahme. Jedoch muss der Anhänger selber zur Prüfung gebracht werden. Während der Untersuchung darf das Tiny House auf dem Untersatz verbleiben.
Wird eine Genehmigung vom Bauamt vorausgesetzt?
Doch was muss man beachten, wenn man sich mit dieser Wohnform anfreunden kann? Auf dem Portal tiny-houses.de beantwortet Isabella Bosler von der “Tiny Houses Consulting” wichtige Fragen dazu. Sie stellt klar, dass es sich immer um ein offizielles Bauvorhaben handelt, wenn man ein Tiny House auch als Hauptwohnsitz nutzen möchte. Auch kleine Gebäude sind in Deutschland genehmigungspflichtig, sofern sie zu Wohnzwecken genutzt werden sollen.
Dann gelten die Bestimmungen des deutschen Baugesetzbuches, die Landesbauordnung des jeweiligen Bundeslandes, der Flächennutzungsplan, in manchen Fällen ein Bebauungsplan sowie eine Ortsgestaltungssatzung. Der erste Weg sollte daher zum Bauamt der zuständigen Kommune führen. Übrigens: Auch wer sein Häuschen auf einen Anhänger stellt, kommt hierzulande nicht an den Vorschriften vorbei.
Einfacher ist es, wenn man sein Tiny House als Gäste- oder Ferienhaus nutzen will. Wer es allerdings auf seinem privaten Grundstück aufstellt, benötigt trotzdem eine Baugenehmigung – eine Parzelle auf einem Campingplatz oder in einem Ferienhausgebiet kann einfach gepachtet werden.
Welchen Führerschein erfordert der Transport von Tiny Houses?
Um ein Tiny House ziehen zu dürfen, wird ein Führerschein der alten Klasse 3 oder die neue Klasse BE vorausgesetzt.
Wieviel Wohnfläche bietet ein Tiny House?
Ein mobiles Tiny House mit den Maßen 6,50 Meter x 2,55 Meter ergibt eine Wohnfläche von etwa 14 Quadratmetern. Eine zweite Etage als Schlafzimmer und Stauraum erweitern die Fläche nochmals um etwa sechs Quadratmeter. Größere Häuser, die eher für den stationären Dauereinsatz geeignet sind, müssen per Schwerlasttransport befördert werden und unterliegen anderen Anforderungen. Dafür kommen dann auch Entwürfe mit beispielsweise 40-50 qm ins Spiel.
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Wie schwer darf ein Tiny House sein?
Das gesetzlich erlaubte Gesamtgewicht für Tiny Houses stellt einen nicht zu unterschätzenden Faktor in Deutschland dar. Selbst bei einer Nutzung von relativ leichten Baumaterialien sollte man etwa 2600 bis 2900 Kilogramm einplanen. Da das maximal zulässige Gewicht bei lediglich 3500 Kilogramm festgelegt ist, bleibt nur überschaubarer Spielraum für die Ausstattung. Beim Gewicht verschätzen sich viele Planer. Vorsicht ist also geboten, um bösen Überraschungen bei einer Abnahme vorzubeugen.
Lässt sich ein Tiny House auch im Winter bewohnen?
Moderne Tiny Houses können ohne Probleme auch im Winter bewohnt werden. Eine solide Heizleistung, Doppelverglasung bei den Fenstern und Dämmung nach neuesten Standards sorgen für wohnliche Temperaturen im Innenraum.