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Der Zuckerhut von den Toren Rios.

Outdoor

Projekt Zuckerhut: Johnny Grasser greift trotz körperlicher Behinderung an

Johnny Grasser will als erster Mensch mit körperlicher Einschränkung den knapp 400 Meter hohen Zuckerhut in Rio de Janeiro bezwingen

Knapp 400 Meter Granit trennen Johnny Grasser und den Gipfel des Zuckerhuts in Rio de Janeiro voneinander. Die Kletterroute am Felsen ist eine Herausforderung, die schon einige ambitionierte Kletterer auf sich genommen haben. Und trotzdem ist es quasi eine Erstbesteigung, wenn Johnny Grasser dieses Projekt in Angriff nimmt. Johnny sitzt seit seiner Geburt im Rollstuhl, er leidet an einer Tetraspastik. Einfach ausgedrückt, ist seine Behinderung eine Fehlsteuerung, die vom Gehirn bzw. dem zentralen Nervensystem ausgeht. Die Ursache liegt bei ihm an einer drei Monate zu frühen Geburt und Komplikationen durch Unterkühlung. Dadurch entstand jene beinbetonte Tetraspastik, die eine zu hohe Grundspannung in der Muskulatur verursacht und normalerweise unkontrollierte Muskelzuckungen hervorruft. Andere Menschen mit dieser Einschränkung können im Normalfall weder laufen noch sitzen und zum Teil nicht einmal ohne Unterstützung essen. Doch bei Johnny sieht das anders aus. Er kämpft für seine Träume und verlässt den Rollstuhl, wann immer es geht. Er liebt Fahrradfahren, geht Skaten mit Hilfe einer speziellen Konstruktion, und vor Kurzem hat er ein neues Projekt auf seiner Wunschliste hinzugefügt: Als erster Rollstuhlfahrer und Tetraspastiker will er den Zuckerhut vor den Toren Rios besteigen.

Johnny Grasser credit: Chris Gollhofer
Johnny Grasser credit: Chris Gollhofer

Bereits zu den Paralympics 2016 hatte Johnny geplant, seinen Traum von Rio erfüllen, als er als Radsportler antreten wollte. Leider machte ihm ein zeitlicher Verzug in der Entwicklung des Rads zu schaffen und er musste sein Vorhaben ad acta legen. Bis jetzt, denn sein „Traum von Rio“ lebt wieder – und sein neues Projekt ist im Vergleich wahrscheinlich sogar anspruchsvoller. Zur Erfüllung seines Traumes wird Johnny ein Team, bestehend aus bis zu vier weiteren Personen, mit nach Brasilien nehmen, darunter ein Physiotherapeut, eine Bergführerin sowie sein langjähriger Kumpel Paul als Unterstützung. Paul hat bereits einige verrückte Projekte zusammen mit Johnny realisiert.

Viele sehen Johnnys Ziel als verrückt an, können es nicht nachvollziehen und zweifeln daran, wie Johnny aus eigener Kraft die knapp 400 Meter hohe Felswand bezwingen soll. Doch es wäre nicht das erste Mal, dass Johnny seine Kritiker vom Gegenteil überzeugt: Er stand bereits im Meer auf einem Surfbrett, surfte eine grüne Welle während seiner Teilnahme an den deutschen Hochschulmeisterschaften im Wellenreiten. Zuvor sprang er von einem 7,5 Meter hohen Sprungturm zu einem Weltrekord.

Johnny Grasser surft. credit: Chris Gollhofer
Johnny Grasser surft. credit: Chris Gollhofer

Doch warum nimmt Johnny Grasser überhaupt so ein Mammutprojekt auf sich? Ihm geht es dabei nicht um die Aufmerksamkeit, vielmehr ist es das Gefühl der Freiheit. Für einen Moment kann er sein Handicap, den Rollstuhl und dadurch bedingte Hindernisse wie Ausgrenzungen vergessen – für ihn ein unfassbarer Moment von Glücksgefühlen und höchster Lebensqualität. Zusätzlich kann Johnny ein Zeichen beim Thema Inklusion setzen und andere mit einem ähnlichen Schicksal motivieren, ihre Träume zu verwirklichen.

„Es bedeutet für mich ein Gefühl der Freiheit, Gleichheit und Normalität.“

Insgesamt plant Johnny für die Mission Zuckerhut einen Vorbereitungszeitraum von einem Jahr ein, in dem er täglich mehrere Stunden hart für die bevorstehenden Strapazen trainiert. Der Realisierungszeitraum wird dann 15 Tage betragen, in denen er einzelne Elemente am Zuckerhut trainiert, bevor die Besteigung noch zum Sonnenaufgang des 13. Tages angepeilt wird. Für den Aufstieg rechnet Johnny Grasser mit bis zu 15 Stunden oder sogar noch mehr. Er benötigt für zahlreiche seiner Aktivitäten das drei- bis vierfache an Muskelkraft im Vergleich zu einem Sportler ohne körperliche Einschränkung.

Sein Projekt wird bereits von der Outdoormarke Mammut mit Equipment unterstützt. Allerdings gibt es noch eine Hürde vor dem großen Projekt zu nehmen: die Finanzierung. Insgesamt rechnet er mit Kosten von 12.500 Euro, die für die Zuckerhut-Expedition nötig sind. Aktuell ist noch kein Geldgeber in das Projekt eingestiegen, doch wir sind uns sicher, dass auch dieses Problem für Johnny kein Hindernis darstellt.

Sollte diese Story zufälligerweise auf dem Bildschirm eines möglichen Sponsors erscheinen, der daran interessiert ist, den Mann auf seiner Mission finanziell oder auch anderweitig zu unterstützen, vermitteln wir gerne einen Kontakt.

Diese Aussicht will Johnny genießen.
Diese Aussicht vom Zuckerhut will Johnny genießen. Foto: Unsplash
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