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Surf

Paige Alms: The Wave I Ride

Big Wave Surferin, Feministin, Rekordhalterin: Eine Frau nimmt es mit der Surf-Welt auf

„Es braucht buchstäblich nur eine dieser Wellen, bei der man sich entscheidet, die Nummer knallhart durchzuziehen. Es braucht nur diese eine Welle, um sagen zu können: ‚Jetzt ist der Bann ist gebrochen!’“

Das war Paige Alms‘ Rat während der Dreharbeiten zu ihrer Dokumentation The Wave I Ride für all jene, die wahrhaft große Wellen in Angriff nehmen wollen.

Paige ist die Hauptakteurin in einer neuen Ära des Surfens, in der es Frauen mit mächtigeren Sets im Ozean aufnehmen als jemals zuvor – und sie selbst will, dass noch mehr Frauen folgen werden.

„Es ist eine recht neue Geschichte“, erklärt Paige: „Es gibt nur wenige weltweit, die sich an die ganz großen Spots wagen. Und der Frauenanteil ist nochmal um einiges kleiner.“

„Ich könnte 50 Big Wave Surfer an der Spitze des Sports aufzählen – dazu zählen aber höchstens etwa ein Dutzend Frauen.“

„Es gestaltet sich dadurch natürlich auch wesentlich schwieriger, überhaupt Sponsoren an Bord zu holen, aber wir erleben gerade hautnah einen Wandel. Ich bin stolz, derzeit zu den weiblichen Top Five auf der Welt zu gehören.“

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The Wave I Ride

Der Wandel, von dem Paige spricht, ist besonders beim London Surf Film Festival spürbar, als The Wave I Ride von Filmemacherin Devyn Bisson gezeigt wird.

Falls Women’s Big Wave Surfing bisher als Nischensportart galt, wird sich das wohl in absehbarer Zukunft ändern. Eine Schlange von knapp 50 Leuten, die keine Tickets im Vorfeld gekauft hatten, hoffen am Schalter vergebens auf Karten für die ausverkaufte Vorstellung.

Im Saal warten die Zuschauer währenddessen auf die Premiere. Viele wollen einen Blick erhaschen von Paige, die in ihrem langen Abendkleid eine unerwartet glamouröse Figur abgibt und die Gäste sympathisch begrüßt.

Dies wird keine normale Surfdokumentation.

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The Wave I Ride

Da es ziemlich bei ihrer starken Präsenz schnell passiert, sich in ihrer Position als Persönlichkeit für den Sport und der Industrie zu verlieren, bleibt sie für uns zunächst einmal vorrangig eine unglaublich gute Surferin. The Wave I Ride demonstriert ihr außergewöhnliches Talent in einem erfrischend neuen Licht.

„Es gibt jemanden, der mir dabei hilft, immer noch weiter zu gehen“, verrät Paige uns hinterher: „Mein Mentor, der im Film erwähnt wurde, inspirierte mich unglaublich – ein Ansporn, mich noch weiter zu pushen und daran zu glauben, dass ich noch Größeres erreichen kann.“

„Die Situation im Meer ist einfach etwas, mit dem ich schon immer gut zurechtkam. Man paddelt aber auch nicht total entspannt in gefährliche Gewässer, sondern muss seine Ängste überwinden.“

„Es entsteht eine innige Verbindung zwischen dir und dem Ozean beim Big Wave Surfen.“

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The Wave I Ride bietet als Film viele Facetten.

Es ist eine Hommage an das Surfen großer Wellen, die Geschichte einer Sportlerin, die sich von einer schweren Verletzung erholen muss, ein beißender Kommentar bezüglich der Ungleichheit zwischen Männern und Frauen im Wettbewerb der Surfwelt, ein Exposé des nebenher jobbenden Surfers ohne ausreichende Sponsoren und eine Lektion im wahr werden deiner Träume.

Paige zieht sich eine schwerwiegende Schulterverletzung in den ersten 20 Minuten des Films zu und bietet damit der Dokumentation die Grundlage, dem Zuschauer viel mehr als nur das beeindruckende Geschehen auf dem Wasser zu zeigen, sondern auch alles, was dahinter passiert.

Der Film zielt treffend darauf ab, eigene Träume anzugehen; Paige zeigt sich als Inbegriff einer gelebten Leidenschaft.

Man nimmt ihr ohne jeden Zweifel die Dankbarkeit dafür ab, jeden Tag ihrer größte Leidenschaft nachgehen zu können.

Einer der besten Aspekte einer Surfdokumentation, gedreht von einer Regisseurin über eine Sportlerin, ist wohl das Fernbleiben allseits bekannter Stereotypen. Paige wird als Person und als Athlet porträtiert, weit entfernt von den bisher bekannten Bildern weiblicher Top-Athletinnen.

Es wird gezeigt, wie die Person wirklich ist, anstatt sie auf das Äußere zu reduzieren.

Dennoch ist sich Paige schon des Unterschieds zwischen Sport und Business bewusst.

„Es ist schwierig, denn auch ich kenne die Formel „Sex sells“, und Frauen eignen sich wunderbar, um ein Produkt zu vermarkten.“

„Die meisten zeigen allerdings oft nur Butt Shots – ich kann mich damit einfach nicht anfreunden. Sie präsentieren schließlich auch keine halbnackten Bilder von Mick Fanning im Surfer Mag, bei denen es im Prinzip eigentlich nur um seinen Körper geht.“

Es wäre besser, sie würden bei uns zeigen, was sie von ihrer Persönlichkeit zu bieten haben. Aber langsam verändert sich das etwas.“

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Während der Unterschied zwischen den Leistungen von Männern und Frauen den ganzen Film begleitet, wird das Gefälle hinsichtlich der Preisgelder und Sponsorships nur einmal erwähnt.

Stattdessen wird durch die Doku offensichtlich, wie viele Sportler ohne großen Sponsor über die Runden kommen müssen.

„Ich weiß, dass es nicht so viele Frauen in unserem Sport gibt, aber das darf keine Entschuldigung sein“, sagt Paige zur Problematik mit dem Preisgeld.

„Ich bringe dann immer Frauen-Tennis in die Diskussion. Dort war auch über Jahre hinweg das Preisgeld der Damen wesentlich geringer – bis die Williams Schwestern kamen und dafür kämpften.“

„Ja, die Männer können härter aufschlagen. Spielt das eine Rolle? Nein. Serena und Venus sprachen sich öffentlich dagegen aus. Sie kämpften Jahre darum, und nun sind die Gelder angepasst.“

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The Wave I Ride

Wenn die Williams Schwestern die Stimme für Frauen im Tennis waren, dann haben weibliche Big Wave Surferinnen ihre wohl mit Paige gefunden.

Selbst jemand, der mit Surfen nichts am Hut hat, kann nicht anders, als sich nach diesem Film inspiriert zu fühlen. Es deutet sich mittlerweile ein Wandel in der Surfindustrie an.

Frauen wie Paige Alms führen ihn an.

Text: Lou Boyd

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