“Der Tod hat ein Gesicht”, steht über dem Totenkopf, der auf die Wand gemalt wurde. Dazu gesellt sich das Dollar-Zeichen. Diese offene Warnung über die düstere Seite des US-Imperialismus springt uns an dem alten Gebäude im Schatten des Humahuaca Central Plaza direkt ins Auge.
Als ich die Wörter laut wiederhole, hastet eine kleine einheimische Frau an mir vorbei. Ich frage mich, ob sie sich der Botschaft bewusst ist, und wenn ja, was sie darüber denkt. Was sie über uns denkt – vier eingestaubte, sonnenverbrannte Fremde, die auf ihren Bikes sitzen und die Füße abstützen. Für einen Moment lang bin ich beunruhigt. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten dieser Region bilden irgendwie auch die Basis für unser Bike-Abenteuer: Die Belgrano-Eisenbahnschienen – in der Vergangenheit ein industrielles Meisterstück – sind jetzt aus Geldmangel stillgelegt.
“Die Belgrano-Eisenbahnschienen – in der Vergangenheit ein industrielles Meisterstück – sind jetzt aus Geldmangel stillgelegt”
Wir erreichten Humahuaca, nachdem wir drei Tage damit verbracht hatten, entlang der Schienen zu fahren und diese einen Meter breite Spur in einen Singletrack umfunktioniert. Es hört sich nach einer merkwürdigen Mountainbike-Tour an – etwas, das man vielleicht in die Kategorie “die größten Fails der MTB-Geschichte” einordnen könnte, doch es hat fast alles funktioniert, wie wir es uns vorgestellt hatten.
Für 100 Kilometer mussten wir den Kurs verlassen, da die Schienen durch eine extrem trockene, von Kakteen geprägte Landschaft führte. Wir steuerten unsere Bikes durch die stacheligen Freunde und nahmen die baufälligen Eisenbahnbrücken als eine weitere Herausforderung neben den 35° Celsius und der Höhe von 3.500 Metern an. Und jetzt sind wir in Humahuaca, an unserem Ziel angekommen und haben Zeit, unseren Trip Revue passieren zu lassen.
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