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Sophie Planque und Jérémy Vaugeois Eoft 2023

Adventure

Mit dem Bike von Alaska nach Feuerland – Sophie Planque und Jérémy Vaugeois auf der EOFT 23

Sophie Planque und Jérémy Vaugeois kündigten ihre sicheren Jobs bei einem TV Sender und einer Outdoor-Firma und machten sich mit ihren Rädern auf eine Reise von Alaska bis nach Feuerland.

Was eigentlich nur 1,5 Jahre geplant war, wurde zu 2,5 Jahren und einem kompletten Neuanfang ihres Lebens und der beruflichen Karriere. Mit dem selbst produzierten Film „The Great Traverse“ haben die zwei bereits 9 Awards gewonnen und es nun auch auf die große Bühne der EOFT 23 geschafft. Wir hatten das große Glück, die beiden persönlich kennenzulernen und mit ihnen über die Höhen und Tiefen einer solchen Mammut-Reise zu sprechen.

Hallo Sophie und Jérémy, wirklich schön euch kennenzulernen. Lasst uns doch bei den Fakten eures Trips anfangen. 28.743 km, 2,5 Jahre, 39 kaputte Reifen, 187 Kaktusstacheln, eine gebrochene Schulter und ein Schädeltrauma. Klingt aufregend, beängstigen und unglaublich lange. War der Trip in diesem Ausmaß geplant?

Sophie: Hallo Simon. Nein, eigentlich wollten wir nur ein Jahr unterwegs sein, aber wir wollten auch die Berge sehen. Wenn man die Bergstraßen nimmt, dauert es einfach länger.

Das heißt, ihr habt euch mehr oder weniger treiben lassen? Oder war eure ursprüngliche Planung einfach nicht korrekt?

Jérémy: Beides, um ehrlich zu sein. Als wir losgelegt haben und uns die Größe der Kontinente wirklich bewusst wurde, bemerkten wir, dass es unmöglich ist, die Reise komplett vorzuplanen. Die „Continental Divide“ (Kontinentale Wasserscheide) war unser Leitfaden und wir hatten Zelte, Kocher usw. dabei, um möglichst flexibel zu sein. Durch die Ausrüstung waren wir aber natürlich auch schwerer, wodurch sich die Reise nochmal verlängerte. So eine Distanz zu schaffen, schien uns anfangs unmöglich. Aber wenn man sich Etappenziele setzt und es Schritt für Schritt immer weiter schafft, hilft das einem in ganz vielen Lebenssituationen.

Sophie: Das ist wirklich die einzige Art und Weise, wie man so eine Reise schaffen kann. Kleine Etappen zu meistern, hält auch die Motivation hoch und lässt dich einfach weiterfahren.

Sophie Planque und Jérémy Vaugeois Eoft 2023

Ihr habt sicher mit einem gewissen Budget geplant, oder? Wie habt ihr das zusätzliche Jahr am Ende finanziert?

Sophie: Das Thema Geld spielt bei so einer Reise ein großes Thema. Gerade weil wir die Reise eigentlich auf 1,5 Jahre festgelegt hatten und auch nur dafür gespart haben. Als wir wussten, dass es länger dauern würde, haben wir an Schulen über unsere Reise berichtet und Workshops gehalten. Wir haben dafür meist 300 Euro bekommen, was uns jeweils einen Monat gerettet hat.

Hattet ihr euch auch bei euren Etappen gewisse Kilometerziele gesetzt? Also, wie weit ihr pro Tag radeln wollt oder müsst?

Sophie: Teilweise schon. Besonders, wenn man durch eine Wüste radelt und nur begrenzt Wasser und Nahrung mitnehmen kann, muss man das recht genau kalkulieren. Auch in Alaska hatten wir eine Strecke, auf der wir 10 Tage geradelt sind, ohne die Möglichkeit zu haben, Essen oder Trinken einzukaufen. Somit mussten wir hier ganz genau planen und 80 km pro Tag schaffen.

Wow. Das ist ordentlich mit den voll beladenen Rädern. Lasst uns doch kurz über euer Bike Set-up sprechen. Was hattet ihr für Fahrräder und Gepäck dabei?

Jérémy: Wir hatten tatsächlich vier Jahreszeiten auf der Strecke, deshalb hatten wir Sommer- und Winterkleidung dabei. Am Ende war das auch sehr hilfreich, da wir teilweise im Sommer in den Anden Minustemperaturen hatten. Wir haben uns viele Tipps von Blogs und anderen Leuten geholt, die solche Trips gemacht haben. Wichtig war, dass das Material wirklich robust ist und lange hält. Wir haben fast sechs Monate gebraucht, um die Fahrräder so zu konstruieren, dass sie haltbar und ideal für lange Strecken sind. Wir haben unsere Komponenten so gewählt, dass wir diese auch in Südamerika gut reparieren und Ersatzteile bekommen konnten. Die Räder waren aus Stahl, damit man diese gut reparieren kann.

Sophie: Obwohl das mit den Tipps von anderen auch nicht immer gut ging, denn unsere super Schlafsäcke sind in Costa Rica tatsächlich komplett verschimmelt durch die hohe Luftfeuchtigkeit. Lustig war auch, dass wir in den ersten Wochen in Alaska einen deutschen Biker getroffen haben, der super sauber und perfekt ausgestattet ankam, und wir dachten, er wäre gerade erst gestartet. Am Ende hat sich herausgestellt, dass er gerade von Patagonien kam und quasi die ganze Strecke schon hinter sich hatte. Er hat uns dann gefragt, ob wir nur ein paar Tage oder Wochen unterwegs sein würden, als er unser Equipment gesehen hat. Er war wiklrich erstaunt, dass wir mit diesem Set-up so eine weite Reise machen wollten. Das war wirklich lustig.

Hat er euch dann ein wenig darauf vorbereiten können, was auf der Trecke auf euch wartet?

Jérémy: Ich glaube, wir wussten schon vorher, dass die Anden der absolute Endgegner werden würden. Wir haben uns also versucht, das erste Jahr durch Nord-, bzw Mittelamerika und Kolumbien auf die Etappe vorzubereiten. Es war immer in unserem Hinterkopf, dass es dann erst so richtig losgehen würde.

Wie lange dauerte so eine Überquerung der Anden?

Jérémy: Wir haben dafür knapp ein Jahr gebraucht.

Ein kleines Beispiel: Die Durchquerung von Peru hat 3 Monate gedauert, und wir haben 100.000 Höhenmeter gemacht, jeden Tag 1.500 HN.

Sophie: Das war einer der höchsten Pässe, die wir erklommen haben.

War das dann auch die Etappe, an die ihr euch am besten erinnern könnt?

Sophie: Nein, das war tatsächlich der erste große Unfall in Alaska, als ich in ein Loch in der Straße gestürzt bin und mir die Schulter gebrochen und ein Schädeltrauma zugezogen habe. Da mussten wir fast 1,5 Monate stoppen, damit ich mich auskurieren konnte. Das war nach nur 7 Tagen.

Oh Nein. Wie habt ihr diesen Zwischenfall dann verdaut? Habt ihr nicht ans Aufgeben gedacht?

Jérémy: Wir haben darüber nachgedacht, aber wir haben uns dann mit der Unterstützung von tollen Menschen mental wieder gesammelt und das Ganze einfach umgedreht. Was sind schon Bergetappen mit 5000 Metern, wenn man so einen Sturz überlebt hat.

Nimmt man so einen Zwischenfall nicht auch schnell als schlechtes Omen?

Sophie: Das hätten wir auch so sehen können, aber wir haben wirklich beeindruckende Menschen getroffen. Eine Dame hat uns einfach ihr Haus zur Verfügung gestellt. Außerdem konnten wir auch irgendwie nicht mehr zurück. Das Leben ist eben voller Höhen und Tiefen. Am Ende hat es uns die Stärke gegeben, den Trip wirklich durchzuziehen. Wir hatten einfach eine ganz andere Einstellung.

Jérémy: Wir waren eben auch zu zweit. Wir sind nicht nur ein Pärchen, sondern auch echte Partner, und das war wirklich ein einschneidendes Erlebnis, das uns die ganze Reise begleitet hat. Ehrlich gesagt hat uns der Zwischenfall einfach nur viel stärker gemacht. Totales Vertrauen, auch von den Menschen, denen wir begegnet sind.

Wunderbar. Lasst uns noch einmal ganz zurückgehen und bei euch beiden beginnen. Ihr wohnt in der Nähe von La Plagne, dem bekannten Skigebiet in Frankreich, und hattet damals feste Jobs. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, so eine lange Reise zu machen?

Jérémy: Wir leben in dem Dorf im Tal von La Plagne, und ich war damals bei The North Face und hatte einen tollen Job in einer Festanstellung. Sophie hatte ein tolles Angebot für einen TV-Sender.

Es war wirklich nicht einfach, aber wir wollten einmal die totale Freiheit.

Sophie Planque und Jérémy Vaugeois Eoft 2023

Mutige Entscheidung. Sind aus der Reise viele andere Projekte und neue Jobs entstanden?

Sophie: Ja, genau. Während der gesamten Reise haben wir alles selbst mit einer Kamera dokumentiert und monatliche Videobotschaften an einige Schulen in Frankreich geschickt, die durch unsere Reise die Regionen kennengelernt haben. Insgesamt waren es sechs Schulen. Am Ende habe ich dann eine 55-minütige Dokumentation geschnitten, die bei verschiedenen Filmfestivals gezeigt wurde. Wir haben damit mittlerweile schon neun Preise gewonnen.

Jérémy: Der Film war für uns ein echter „Gamechanger“.

Gratulation. Gibt es ein bestimmtes Rad-Teil, auf das ihr bei der Reise nicht verzichten konntet oder das ihr im Nachhinein als „Must Have“ bezeichnen würdet?

Sophie: Bei mir ist es tatsächlich eine Sitzunterlage. Klingt komisch, aber dieses Sitzkissen habe ich wirklich im Dauereinsatz gehabt.

Jérémy: Ich würde sagen, mein Leatherman Signal Tool. Damit konnte man auch die Heringe für das Zelt gut in den Boden schlagen.

Gibt es noch etwas, das ihr anderen Leuten empfehlen oder nicht empfehlen könnt, die eine solche Reise starten wollen?

Sophie: Man muss es einfach machen und auf sein Herz hören. Was für uns gut war, heißt noch lange nicht, dass es für andere auch gut ist, aber die Erfahrung ist einmalig.

Würdet ihr die Reise noch einmal machen?

Jérémy: Auf jeden Fall.

Sophie: Ja, klar. Als wir zu unserem letzten Projekt aufgebrochen sind, waren wir „nur“ 6 Monate unterwegs, und als wir uns erneut auf die Räder geschwungen haben, war es so seltsam, wieder auf einem Fahrrad zu sitzen. Es kamen die ganzen alten Gefühle hoch, und wir wussten irgendwie schon, wie es sein wird, aber eben doch ganz anders. Solche Reisen lehren einen so viel.

Jérémy: Das Wichtigste ist einfach, seiner Leidenschaft nachzugehen und die Romantik einer solchen Reise zu spüren, voller Emotionen und Spannungen.

Das sind doch schöne Worte für das Ende des Interviews. Vielen Dank euch zweien und wir sind gespannt auf eure weiteren Projekte.

Der Film „THE GREAT TRAVERS“ ist Teil der European Outdoor Film Tour 2023 und hier könnt ihr euch direkt ein Ticket in eurer Stadt sicher:

Eine Terminübersicht der EOFT 2023 findet ihr hier.


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