33.000 Seemeilen Richtung Gleichberechtigung: Als erste weibliche Crew machte die Besatzung der “Maiden” 1989 beim 5. Whitbread Round the World Race mit. Von Kollegen, Kontrahenten und den Medien gab es dafür vorerst nur Spott. Nicht mal die erste Etappe würden sie überstehen, waren sich alle einig. Was die zwölf Frauen leisteten, zeigte sich besonders zum Schluss der Regatta. Als sie den Zielhafen erreichten, wurden sie von tausenden Fans jubelnd empfangen. Auf der International Ocean Film Tour dokumentiert der Film “MAIDEN” diese einmalige Geschichte von zwölf Seglerinnen, die sich gegen jeden Gegenwind durchsetzten und vielen heutigen Sportlerinnen den Weg ebneten. Explore traf sie vor der Premiere zum Interview.
Warum wurde das Filmprojekt erst jetzt umgesetzt, knapp 30 Jahre nach dem Rennen?
Jo Gooding: Unsere Skipperin Tracy Edwards war für einen ihrer Vorträge an einer Schule und der Regisseur der Dokumentation, Alex Holmes, saß zufällig mit seiner Tochter im Publikum. Im Anschluss kamen beide ins Gespräch und Alex fragte sie, warum er nichts von der Story wisse. So kam der Stein erstmals ins Rollen. Ich denke, es ergab sich für beide diese Möglichkeit und sie haben es dann einfach angepackt, um die Geschichte noch einmal zu erzählen. Das hätte Jahre vorher genauso passieren können, aber es kam genau zum richtigen Zeitpunkt.
Woher kommen dann die ganzen Filmaufnahmen von dem Rennen?
Jo Gooding: Ich war eigentlich als Köchin an Bord und gleichzeitig für die Filmaufnahmen verantwortlich. Tanja und ich haben viel zusammen gedreht. Damals schon haben wir eine Dokumentation produziert, die nach dem Rennen erschienen war, aber dabei ging es um das alltägliche Leben auf der Yacht.
Tanja Visser: Darum sieht man uns beide im Film auch nicht so oft, weil zumindest eine von uns auf dem Boot gefilmt oder fotografiert hat.
Wie groß war die mediale Aufmerksamkeit und fiel sie eher negativ oder positiv aus?
Tanja Visser: In der Geschichte des Rennens hat es zuvor und danach nie einen größeren Medientrubel gegeben als in dem Jahr. Unser Boot war mehr als jedes andere weltweit in allen Zeitungen vertreten.
Jo Gooding: Meine Aufgabe nach Ende des Rennens war es, die Quantität der weltweiten Publikationen zu untersuchen. Es kamen unzählige Artikel zusammen, die über uns geschrieben wurden. Vor dem Rennen waren einige sarkastische Kommentare dabei. Fast keiner glaubte vorher daran, dass wir uns gut schlagen würden oder überhaupt am Ziel ankommen. Während des Rennens überwog ganz klar die positive Berichterstattung, vor allem, nachdem wir auf zwei der härtesten Etappen dann Siege einfahren konnten.
War es schwierig, im Vorfeld Sponsoren zu finden?
Jo Gooding: Tracy hatte bei mehr als 400 Sponsoren angefragt, aber kaum einer von ihnen wollte das Risiko eingehen, Frauen zu sponsern, weil nur ganz wenige uns Erfolg zutrauten. Ohne die Unterstützung von Royal Jordanian Airlines, die aufgrund von Tracys Freundschaft mit König Hussein von Jordanien zustande gekommen war, hätten wir niemals starten können.
Wie waren die Reaktionen der männlichen Konkurrenz?
Tanja Visser: Einigen schmeckte es natürlich überhaupt nicht, von uns geschlagen zu werden. Aber die Männer haben uns insgesamt vor und während des Rennens sehr unterstützt. Der gegenseitige Respekt unter Kollegen und zwischen den verschiedenen Crews war spürbar.