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Skateboarden setzt für Frauen in Kriegsgebieten ein Zeichen der Hoffnung

Die unglaubliche Geschichte von Skateistan

Text von Stuart Kenny / Fotos mit freundlicher Genehmigung von Skateistan

In Afghanistan aufzuwachsen, ist nicht einfach. In einem Land, das seit Jahrzenhnten in Unruhe und Armut lebt, wächst man mit viel Verantwortung heran, während Schulbildung eine untergeordnete Rolle einnimmt. Sportliche Möglichkeiten sind begrenzt, vor allem für junge Frauen.

Kinder verpassen, was man bei uns als normale Kindheit oder Jugend bezeichnet. Stattdessen werden sie tagtäglich mit dem Kampf ums Überleben konfrontiert und es wird ihnen das Recht, einfach nur Kinder sein zu können, genommen.

Seit 2007 versucht eine Organisation, genau das zu ändern. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Bildung von Kindern zu fördern, Jugend zu beschäftigen und Kindern ein schöneres Aufwachsen zu ermöglichen. Wie? Mit Hilfe von Skateboards.

Wir sprechen von Skateistan, einer acht Jahre alten, unpolitischen und preisgekrönten Organisation, die Skateboarden mit Lernen kombiniert und fünf- bis 18-Jährigen in Kriegsgebieten neue Perspektiven eröffnet.

Der australische Skater Oliver Percovich initiierte dieses Projekt im Jahr 2007 in den Straßen Kabuls. Als er erstmals die afghanische Hauptstadt besuchte, wurde ihm bewusst, dass bestimmte Sportarten nicht erlaubt waren und er keine Mädchen sah, die in irgendeiner Form Sport ausübten.

Oliver machte sich auf, um ein Projekt zu starten, welches jungen Menschen ein besseres Leben verspricht – oder wie er es ausdrückt, afghanische Lösungen für afghanische Probleme zu finden:

„Es war in Afghanistan nicht leicht, eine neue Sportart zu etablieren,“ erzählt er Mpora. „Als ich in Kabul skaten ging, dachten Kinder und Eltern zuerst, das Brett sei ein Spielzeug. Heute akzeptiert man es tatsächlich als Sportgerät.“

„In Afghanistan werden Kinder seit Jahrzehnten mit Konflikten, sozialen Veränderungen und Armut konfrontiert und oft werden sie viel zu schnell erwachsen.“

„Afghanische Kids müssen viel aushalten, dabei sollten sie einfach nur Kinder sein dürfen. Beim Skateboarden klappt das, weil es Spaß macht und gleichzeitig eine Herausforderung ist. Dabei vergessen sie kurz ihre Probleme und die tiefsitzenden kulturellen Barrieren.“

„Wenn Kinder einmal süchtig nach den Boards sind, ist so viel mehr möglich, vor allem im Klassenzimmer. Skaten lehrt wichtige Fähigkeiten des Lebens, dazu zählt Kreativität und lösungsorientiertes Handeln.“

„Es ist ein Ort, wo Kinder spielen und dem Alltagsstress entkommen können. Wir bieten mit der Hilfe von Bildung die Möglichkeit, Sicherheit zu gewinnen, bauen Lebenskenntnisse auf und geben den Kindern damit die Chance, ihren Kurs selbst zu ändern.“

Oliver und sein Team sind sehr darauf bedacht, diesen Wandel bei der weiblichen Gesellschaft in Afghanistan zu fördern. Wenn es um Gleichberechtigung geht, dann muss das Land aber noch einen langen Weg gehen.

„Die meisten afghanischen Mädchen gehen nicht zur Schule. Nur wenige arbeiten, meistens haben sie zudem keine Möglichkeit, Sport zu treiben..."

Unter den Taliban war es Frauen nicht einmal gestattet, alleine das Haus zu verlassen. Auch wenn sich das geändert hat, wachsen die meisten ohne Job auf und kümmern sich um ihre Familien und den Haushalt. Nur 13% der Frauen können lesen.

Oliver meint auch, dass es kaum Bildungs- oder Arbeitsmöglichkeiten für Frauen in Afghanistan gebe.

„Als ich junge Mädchen in den Straßen skaten sah und mir klar wurde, wie viel Spaß sie dabei hatten, wusste ich, dass es eine Möglichkeit gibt, sie mit mehr Bildung in Berührung zu bringen.“

„Eine gemeinsame Liebe zu einem Sport baut Respekt und Verständnis zwischen Jugendlichen verschiedener Volkszugehörigkeiten und sozialer Hintergründe auf, was in Afghanistan eine große Hürde ist.“

Skateistan beschäftigt lokale Mitarbeiter, die ihre Projekte betreuen. Fünf ihrer Lehrer wurden kürzlich im afghanischen Parlament ausgezeichnet, zwei davon sind Frauen. Sicherlich ein Zeichen dafür, wie weit sich die Gesellschaft entwickelt hat.

40% der Studenten, die mit dem Projekt zu tun haben, sind Mädels. Wo sonst skaten bis zu 300 Mädchen in der Woche? Skaten ist jetzt der beliebteste Sport bei Frauen und macht Afghanistan zu dem Land, wo man es am einfachsten lernt.

„Als wir das Büro in Kabul im November 2009 eröffnet hatten, planten und bauten wir die ersten Skate-Ramps. Ihr hättet mal die Gesichter der Mädchen sehen sollen, unbezahlbar!“

"Skateistan erinnert, worum es beim Skaten in erster Linie geht: Spaß und Freundschaft..."

Zu sehen, dass etwa 25 Mädchen und Jungen gemeinsam skaten, ist toll. Ich dachte, die Skateschule hätte wirklich Potenzial und es würde die Einstellung der Jugend in der Stadt verändern. Schön, dass es dann auch so war!“

Die 16-jährige Hanifa hat früher in einem Park Tee verkauft. Heute ist sie eine der talentiertesten Skaterinnen in Afghanistan. Sie kam 2010 dazu und wurde schnell zu einem bemerkenswerten, weiblichen Vorbild. Mittlerweile ist sie Lehrerin. Es macht stolz, wenn man sieht, dass sie sich selbst eine bessere Zukunft geschaffen hat.“

Hanifa ist nun ein wesentlicher Bestandteil des Skateistan-Teams in Kabul. Sie arbeitet als Lehrerin, gibt regelmäßig Unterricht und nimmt an Fortbildungen teil. Das zeigt, welch weitreichende Wirkung das
Projekt haben kann.

Neben vielen Auszeichnungen für Skateistan, vor allem auch für die Gründung von Schulen in Kambotscha, Südafrika und Mazar-e
Sharif in Nord-Afghanistan, haben sie viele namhafte Unterstützer gefunden, unter anderem Tony Hawk.

Die letzte Spendenaktion war ein Riesenerfolg, so kann sich die Hilfsorganisation vergrößern. „Dieses Jahr bauen wir eine Skateschule im südafrikanischen Johannesburg – das ist unser neuestes Projekt. Danach werden wir Schritt für Schritt eine Schule nach der anderen auf der ganzen Welt bauen.“

Das Potenzial ist grenzenlos und wenn man den Erfolg von der bisherigen Arbeit Skateistans sieht, kann man sich das gut vorstellen.

Wenn du auch was spenden möchtest und ein Leben positiv verändern willst, findest du hier weitere Informationen.

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