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DER MILLIONEN DOLLAR MANN IM SKATEBOARDING

DAS ROB DYRDEK INTERVIEW

Das Rob Dyrdek Interview

Rob Dyrdek ist wahrscheinlich der derzeit einflussreichste Mann im Street Skateboarding und sicherlich einer der bekanntesten. Aber nach dem Aufbau eines Business-Imperiums in einer einst stolzen Anti-Kommerz-Sportart, offenbart er einige Kontroversen. Wir trafen den Pro Skater in seinem Büro in LA, um die Geschichte eines Millionen Dollar Mannes zu beleuchten.

„Jeder Skater würde wahrscheinlich vermuten, dass man als Besitzer des weltweit größten Skateboards, einem Foam Pit sowie dem ersten Indoor Skate Plaza aus Beton ein ziemlich außergewöhnliches Leben führt. Aber ich habe mich leider mittlerweile an solche Sachen gewöhnt, so dass der Reiz des Besonderen etwas verflogen ist.“

Rob Dyrdek spricht von der anderen Seite des Schreibtisches in seinem Büros im Zentrum der Innenstadt von LA mit uns. So beeindruckt wir von einem eigenen Skate Plaza, Foam Pit und Co. zunächst auch sein mögen – er spricht die Wahrheit aus. Es ist wirklich nur ein ganz normaler Tag für den skatenden Multimillionär, Unternehmer, MTV-Star und Gründer der Street League.

Die diesjährige Street League wurde von Nike gesponsert, auf Fox Sports übertragen und bot ein Preisgeld von über 1.000.000 Dollar

Seine Geschichte ist eine Rarität in der Welt des Street Skateboardings – er ist ein Skater, der die Schwelle der Nische überschritten hat und eine große Mainstream-Fangemeinde hinter sich hat. Vielleicht wissen die meisten von ihnen nicht viel über den Sport, aber Rob Dyrdek kennen die Kids.

"Mein Problem ist, sobald ich mich entscheide, etwas zu tun, ziehe ich das auf jeden Fall auch durch. Das ist aber Fluch und Segen zugleich"

Einer der Hauptgründe dafür ist das Büro, in dem wir uns befinden – im Herzen der Dyrdek Unternehmen in East LA. Hier wird Fantasy Factory, seine überaus erfolgreiche MTV-Reality-Show gedreht. Alles konzentriert sich auf Robs Leben mit diesem unglaublichen Skatepark/Büro/Fantasy-Spielplatz, der das Zentrum der Show bildet.

Wir hatten den Eingang als merkwürdig bescheiden wahrgenommen; man erwartet einfach nicht, dass sich hinter dieser holzvertäfelten Tür eines der erstaunlichsten Büros der Welt befinden soll. Man betritt eine reale Welt, auch wenn man sich vorher ausmalt hat, dass viele Dinge nur für die Show gemacht sind. Sobald du drin bist, ist der überwiegende Teil des Komplexes ein beeindruckender Skatepark. Einfach genau so, wie man es sich den verwirklichten Traum eines Jungen vorstellt. Die Kameras scheinen tatsächlich keine Illusion zu verkaufen.

"Die Kultmarke Alien Workshop an eine Firma verkauft zu haben, die sie danach kurzerhand einstampfte, machte Dyrdek im Internet zur Zielscheibe von Anfeindungen aus der Szene"

Am Tag unseres Besuchs arbeiten in den Büros nur wenige Mitarbeiter, die sich um das operative Geschäft kümmern. Aber uns wird mitgeteilt, wenn wir einen Tag früher aufgekreuzt wären, hätten wir Ken Block mit einigen Jungs aus seiner Crew angetroffen. So sieht ein Alltag im Unternehmen Dyrdek in etwa aus.

Also, wie hat er es nur bis hierher geschafft? Es scheint nicht immer leicht gewesen zu sein. „Mein Problem ist, sobald ich mich entscheide, etwas zu tun, ziehe ich das auf jeden Fall auch durch. Das ist aber Fluch und Segen zugleich“, erklärt er. Seine Unternehmen brachten ihm einen Nettowert von 15 Millionen Dollar ein, aber auf dem Weg dahin waren nicht alle seiner Projekte mit solch durchschlagendem Erfolg gesegnet.

Beim Versuch, sein eigenes Hip-Hop-Label zu starten oder der Flop seines Skate-Spielfilms „Street Dreams“, den er selbst produziert und finanziert hatte, kosteten ihn Millionen. Auch wenn diese Mentalität teilweise zu Geldverlusten führte, ist es auch genau diese Hartnäckigkeit, die ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist. Den Fehltritten zum Trotz hat der Serienunternehmer unzählige Erfolge als Geschäftsmann vorzuweisen.

"Ich entdeckte schnell, dass ich eine natürliche Begabung für Skateboarding hatte, wurde unmittelbar gesponsert und der Rest ist Geschichte."

Natürlich ist er immer noch Skateboarder, aber Rob Dyrdek begann schon vor langer Zeit über die Grenzen der Skate-Parks hinaus nach Herausforderungen zu suchen.

Aufgewachsen in Kettering, Ohio, klingt seine Jugend nicht nach einem Aufwachsen im Ghetto, sondern eher nach einer relativ normalen Erziehung in der Vorstadt. Dyrdek hatte andere Pläne, bevor er seine wahre Berufung fand: „Ich denke, letztlich wollte ich ein Ninja sein“, erzählt er lachend. Aber es dauerte nicht lange, als er im Alter von elf Jahren das Skaten für sich entdeckte, inspiriert durch den Freund seiner Schwester. Sein Aufstieg gelang dann rasend schnell, wie er sagt : „Ich entdeckte schnell, dass ich eine natürliche Begabung für Skateboarding hatte, wurde unmittelbar gesponsert und der Rest ist Geschichte.“

Er nutzte die Gelegenheit, um in den sonnigen Bundesstaat Kalifornien zu ziehen, als Alien Workshop – sein erster und am längsten laufender Board-Sponsor – ihm einen Tausend-Dollar-Gehaltsscheck unter die Nase hielt. Das fühlte sich an wie das große Geld, damals für einen 16-Jährigen war eine ziemlich große Sache.“

Bald lernte Dyrdek mehr als nur Skate-Tricks, denn sein Hunger und Wunsch nach Fortschritt übertrug sich auf die Geschäftswelt.

Mit 18 begann bereits sein erstes unternehmerisches Abenteuer: Orion Trucks. „Es war das erste Mal, dass ich in die Skate-Business-Welt wirklich eintauchte“, sagt er. Erste Schritte bedeuten meistens große Anstrengungen. Er holte sich Legenden ins Boot, die an Orion beteiligt waren: Eric Koston, Tom Penny, Guy Mariano und Geoff Rowley. Dyrdek vertraut nicht nur seinen eigenen Skills, er kennt auch die richtigen Leute. Regel Nummer eins auf dem Weg zum Erfolg, sich stets mit guten Leuten zu umgeben.

Genau darauf hat Dyrdek immer großen Wert gelegt. Sowohl Skater fand er als Verbündete als auch Marken und Sender wie Alien, DC und später MTV. „DC bedeutet sehr viel für mich, es geht weit über eine traditionelle Partnerschaft hinaus“, meint er. „20 Jahre Signature-Schuhe, wir haben den ersten Skate Plaza zusammen gebaut und schließlich halfen sie mir, Street League zu etablieren.“

"Seine gemeinnützige Stiftung hat 13 Skateparks in ganz Amerika gebaut"

Von all seinen Unternehmungen, sagt er, „ist das wahrscheinlich die, auf die ich am meisten stolz bin. Ich glaube, als ich beschloss, Street League zu machen, entstand es aus der Idee, dass es einfach noch nie jemand versucht hatte und bei all diesen riesigen Medienunternehmen saßen die Leute, die im Endeffekt vorschreiben, wie professionelles Skateboarding im Mainstream präsentiert wird. Es war mehr die Vision, dass es auf vernünftige Art und Weise getan werden muss. Und offensichtlich war ich einzige Typ, der das dann auch umsetzen konnte.“

Vielleicht mag das arrogant klingen, wenn man die Aussage genau so zu Papier bringt, aber es ist schwer, seinem Erfolg in der realen Welt etwas entgegen zu setzen. In den vier kurzen Jahren des Bestehens hat die League das Skaten vom Core in die Mainstream-Unterhaltung transformiert. Dies hat den talentiertesten jungen Street Skatern ermöglicht, ihren Lebensunterhalt aus dem Sport zu bestreiten und das in einer Gehaltsstufe, die vorher unvorstellbar schien. Die diesjährige Serie wurde von Nike gesponsert, auf Fox Sports übertragen und bot ein Preisgeld von mehr als einer Million Dollar.

"Skateboarding ist eine Nische, auch bezüglich der Bekanntheit und MTV bedeutet Popkultur, Relevanz, Mainstream-Star."

Aber selbst der durchschlagende Erfolg der Street League verblasst im Vergleich mit dem Mega-Ruhm, den eine Karriere bei MTV mit sich bringt. Im Jahr 2006 passierte die Veränderung von Dyrdek als Pro Skater zu einem Celebrity der breiten Masse quasi über Nacht, dank seines Konzepts einer Buddy-Combo über einen Skater und seine Homie, die seine erste Show sein sollte, Rob and Big.

In Bezug auf die Publicity befinden sich das Skaten und MTV „nicht einmal in der gleichen Stratosphäre“, so Dyrdek. „Skateboarding ist eine Nische, auch bezüglich der Bekanntheit und MTV bedeutet Popkultur, Relevanz, Mainstream-Star. Vor allem, wenn man das über acht Jahre und mehr als 250 Episoden durchzieht.“

Fantasy Factory begann 2009 als Follow-up zu Rob and Big und läuft immer noch überdurchschnittlich gut. Rob verrät uns, dass er am gleichen Tag, an dem wir ihn in LA treffen, einen neuen Mega- Deal mit MTV unterzeichnet. Er ist einer von nur zwei Menschen, die sogenannte Integration Rights zu einer Show auf Kabel besitzen, die andere Person ist Jon Stewart von der berühmten The Daily Show.

Als CEO sieht er Fantasy Factory als „Plattform, um Unternehmen zu präsentieren“. Es ist der perfekte Weg für Dyrdek, seine Marken zu bewerben, die größte und wichtigste von allen ist natürlich er selbst. Also, wie fühlt es sich an, mit dem Ruhm zu leben, den MTV ihm beschert hat? „Es macht Spaß, bis zu einem gewissen Grad, aber ich habe es nie übermäßig genossen und gestört hat es mich auch nicht“, behauptet er. Er muss jedoch zugeben, dass es sich als nützlich erwiesen hat. „Der Fame öffnete viele Türen und gab mir eine Menge Möglichkeiten, um auch weiterhin meine kreativen Ideen umzusetzen und auszuleben.“

"Skateboarding ist ein schwieriger Platz als Millionen Dollar Mann"

Es gibt natürlich auch im Skateboarding Leute, die die Entwicklung von Dyrdek nicht so positiv sehen. Wie bei allen Menschen, die im Mittelpunkt stehen, muss er sowohl mit Fans als auch mit Hatern klarkommen. Die kommerzialisierte Street League bringt zum Beispiel seinen logischen Anteil an harter Kritik mit sich.

Der Verkauf der beliebten Marke Alien Workshop löste kurz darauf Online-Hass ihm gegenüber aus. Und natürlich, auch seine Präsenz auf MTV geht einigen Skater einfach zu weit.

Kurz gesagt, die Skateboarding Welt – vor allem Street Skateboarding – ist ein schwieriger Platz als Millionen Dollar Mann. Aber der seit kurzem 40-Jährige meint, dass er hinter all seinen Entscheidungen stehe, trotz der Hater.

Er weist darauf hin, wie viel Zeit und Geld er Skateboarding selbst einbringt. Es ist seine gemeinnützige Stiftung, die seit 2003 insgesamt 13 Skateparks gebaut hat in ganz Amerika. Die Street League, die er als eine Plattform zum Pushen des Sports sieht, hilft jungen Stars die Anerkennung zu bekommen, die sie seiner Meinung nach für ihre Talente verdienen.

„Es gibt keinen besseren Weg, dabei zu helfen, dass diese unglaublichen Athleten irgendwann auf höchstem Niveau agieren, bei Olympia.“ Ist Skateboarding zu den Olympischen Spiele zu bringen, etwas, wofür er Pläne hegt? Seine klare Antwort lautet „ja“.

Der mächtigste Mann im Skateboarding

Es ist ein weiterer Plan, der klassisch zu Dyrdek passt: zuversichtlich, kompromisslos und geschäftstüchtig. Es wird zweifellos umstritten sein, aber wenn man sich die fast 30 Jahre Erfahrung anschaut, auf die Rob als Profi zurückblickt, wer wagt es da zu sagen, was das Beste für Skater und Skateboarding ist?

Wie auch immer, mit der Unterstützung von Tony Hawk und anderen Legenden wird Skateboarding bei den Olympischen Spielen wohl unvermeidlich irgendwann kommen. Plus, wenn man alles, was Rob Dyrdek bisher auf die Beine gestellt hat, berücksichtigt, sollte man vorsichtig sein, wenn man dagegen wettet.

"Skateboarding ist eine Nische der Bekanntheit und MTV bedeutet Popkultur"

Mit diesem Eindruck lässt er uns zurück. Nur wenig Zeit bis zu seinem nächsten Meeting an anderer Stelle in LA, während wir gesagt bekommen, dass wir so lange bleiben können wie wir wollen.

Das große blaue Tor knallt zu hinter uns, als wir Dyrdek Enterprises verlassen, die Eindrücke wirken nach. Was auch immer einige Leute über Dyrdek erzählen, man muss Respekt vor seinem bisherigen Lebenswerk haben.

Als wir zu Fuß auf dem Bürgersteig weggehen, hält ein Auto neben uns: „Ist Rob gerade da?“ Eine verzweifelte Mutter fragt, ihre beiden Söhne sitzen auf dem Rücksitz mit dem Wunsch nach einem Autogramm. Wir überbringen die schlechte Nachricht, „sorry, ist er heute wohl nicht mehr hier“. Sie seufzt und fährt davon, aber sie werden morgen wiederkommen, ebenso wie Dyrdek für einen weiteren Tag auf dem Gelände der Fantasy Factory seine Träume in die Realität umsetzen wird.

"Der Fame öffnete viele Türen und gab mir eine Menge Möglichkeiten, um auch weiterhin meine kreativen Ideen umzusetzen und auszuleben."

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