Timothy Olson ist kein normaler Athlet. Der 39-jährige Amerikaner schaut auf eine durchwachsene Jugend zurück, die von Drogenmissbrauch und Gefängnisaufenhtalten geprägt ist. Nach einigen augenöffnenden Momenten beschließt er jedoch, sein Leben umzukrempeln. Er fängt wieder mit dem Laufen an, lernt seine zukünftige Frau kennen und zieht mit ihr nach Oregon. Dort verliebt er sich in eine Trailrunning und wagt sich an immer längere Distanzen. 12 Jahre später bricht er den prestigeträchtigsten Rekord in der Welt des Ultratrailrunnings: Er läuft den Pacific Crest Trail, der über schneebedeckte Berge und über Wüsten führt in der Rekordzeit von 51 Tagen. Umgerechnet läuft Timothy dabei 80 Kilometer, also zwei Marathons, und legt dabei etliche Höhenmeter zurück. Jeden Tag, 51 Tage am Stück. Die gesamte Story hat es dieses Jahr auch als Hauptstory in die E.O.F.T. geschafft. Wir haben uns mit Timothy getroffen und mit ihm über den Film, das Projekt, seine Vergangenheit und seine nächsten Ziele gesprochen.
Hi Tim, kannst du kurz zusammenfassen worum es in deinem Film geht, der auch die Hauptstory der E.O.F.T ist?
Es ist die Geschichte von mir und meiner Familie, wie wir uns auf ein großes Abenteuer einlassen, wahrscheinlich das größte Abenteuer unseres Lebens. Und um die Transformation und Heilung auf dem Weg.
Kannst du uns Europäern den Pacific Crest Trail genauer beschreiben?
Es handelt sich um einen Wanderweg im pazifischen Westen Nordamerikas, der von der Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten durch die gesamten Vereinigten Staaten bis nach Kanada führt. Die ganze Strecke ist ein Single Track Trail. Er ist nur für Fußgänger und Pferde geeignet. Also keine motorisierten Fahrzeuge, keine Fahrräder oder so etwas. Es ist frei zugängliche Natur, die jeder erkunden kann. Er führt durch einige größere Gebiete, aber ist trotzdem noch sehr ländlich. Wenn man dort unterwegs ist, kann es Tage dauern, bis man Menschen sieht. Man ist also wirklich völlig in der Wildnis. Ich empfinde es als einen ganz besonderen Ort und als etwas sehr Heiliges, dass es Land gibt, das geschützt ist, und sich durch die ganzen Vereinigten Staaten zieht. Gerade in der heutigen Zeit ist der Schutz von Land meiner Meinung nach sehr wichtig. Insgesamt sind es etwa 20 Nationalparks. Der Trail beginnt in der Wüste, wo es super heiß ist, über 35 Grad. Das ist einfach extrem. Und dann geht es in die Berge, wo es technischer wird und es Steinschläge gibt, Schnee und Flussüberquerungen. Dort kann es echt tückisch werden. Ich habe mich für den Juni entschieden, um den tiefen Schnee zu vermeiden, der dort oben in den Bergen liegen kann. Die ganze Logistik war also sehr gut durchdacht, als ich startete. So musste ich mich all diese Tage in den Bergen zum Beispiel nicht selbst versorgen, obwohl ich meine Crew vier Tage nicht gesehen hatte. In diesen paar Tagen war ich also ganz allein da draußen. Nach ein paar Tagen sah ich meine Crew wieder und es ging für uns weiter nach Oregon, wo viele Bäume umgestürzt waren und ich mit Waldbränden zu kämpfen hatte. Gegen Ende von Kalifornien, Oregon, gab es auch noch ein großes Feuer bei Mount Shasta. Und dann kommt Washington, wo die Berge so ähnlich wie die Alpen sind nur nicht ganz so hoch. Es ist ein sehr felsiges, technisches Gelände, das bis zum Ende in Kanada reicht. Ich denke insgesamt bekommt man einen guten Überblick über den gesamten pazifischen Westen Nordamerikas. Es ist wirklich ein wildes, weitläufiges Gebiet, in dem ich viel nachdenken und einfach die Natur genießen konnte.