Gute Dokumentarfilme sollen zum Nachdenken anregen und im Idealfall eine inspirierende Botschaft transportieren, die beim Zuschauer im Gedächtnis bleibt. “Diving Deep: The Life and Times of Mike deGruy” gelingt genau das, denn er übertrifft mit seiner Tiefgründigkeit Erwartungen und ist nicht nur eine Hommage an die Vielseitigkeit und Schönheit der Unterwasserwelt, sondern auch ein eindringlicher Appell zum Schutz der Ozeane.
Erzählt wird die Geschichte des außergewöhnlichen Unterwasser-Kameramanns Mike deGruy, der 2012 bei einem Hubschrauberunfall tragisch ums Leben kam, während er sich auf ein Filmprojekt mit dem oscargekrönten Regisseur James Cameron vorbereitete. Legendäre, teils erstmals gefilmte Aufnahmen unter extremen Bedingungen wie für “Der blaue Planet” gehen aufs Konto des Mannes: Lava, die vor Hawaii in den Ozean fließt, Orcas, die sich bei der Robbenjagd an den Strand spülen lassen oder Black Smoker am Meeresgrund, die Diskussionen um die Entstehung des Lebens neu entfachten.
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Monate nach seinem Tod begann deGruys Frau Mimi damit, alte Aufnahmen zu sichten, und stieß dabei auf Filmmaterial, das sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ein zentraler Fokus des Films liegt auf der Ölkatastrophe der Deepwater Horizon 2010 im Golf von Mexiko. DeGruy, der in dieser artenreichen Region, wo fünf Flüsse ins Meer münden, aufgewachsen war, hatte es sich zur persönlichen Mission gemacht, die wahren Ausmaße der Umweltzerstörung zu dokumentieren und sich zunehmend als Aktivist engagiert. Er fotografierte und filmte zusammen mit seinem Team die Verwüstungen unter Wasser und die verheerenden Auswirkungen auf die Lebewesen. Mimi DeGruy spürte, dass sie seinen letzten Film vollenden musste, um die Leidenschaft ihres Mannes für die Erhaltung der Ozeane anderen Menschen mitzugeben und gleichzeitig sein Leben und Vermächtnis zu würdigen.
“Diving Deep” beleuchtet einen Großteil von deGruys Leben. Geboren in Alabama, wuchs er mit großer Faszination für Meerestiere auf. Als Teenager tauchte er bereits regelmäßig vor der Küste. Sein Studium der Meeresbiologie schloss deGruy an der North Carolina State University ab und arbeitete als Kurator für das Waikiki-Aquarium auf Hawaii. Die erste Kamera war der Auslöser seiner großen Leidenschaft, und neben der Unterwasserfotografie drehte er wenig später die ersten Dokumentarfilme über die Ozeane.
Die Doku folgt dem Blickwinkel seiner Frau, die ihn auch als Filmpartnerin bei vielen Projekten begleitet hatte. Sie schrieb das Drehbuch, führte Regie und produzierte den Film mit Ausschnitten aus früheren Dokumentationen sowie Interviews mit Arbeitskollegen wie dem Tierfilmer und Naturforscher Sir David Attenborough, Freunden und deGruy selbst. Porträtiert wird ein furchtloser Filmemacher, der ein Gespür für die spannenden Phänomene des Meeres hatte. Es gelang ihm, exotische Kreaturen im Ozean vor die Linse zu bekommen und gleichzeitig die Zerbrechlichkeit dieses Ökosystems zu visualisieren.
Der Film zeigt eine berührende Story voller Enthusiasmus und Optimismus für positive Veränderungen im Kampf um die Erhaltung und Erforschung unserer Ozeane.