Wenn man behauptet, der Mountainbiker Danny MacAskill verweilt während des Gesprächs an einem ziemlich außergewöhnlichen Ort, dann würden wir das unterschreiben. “Eigentlich hänge ich gerade vor dem Hotel in einem sehr noblen Teil von Monaco”, erzählt er am Telefon, “es ist irgendwie verrückt”.
Der 28-Jährige verbringt das Wochenende in Frankreich auf Einladung seines Sponsors Red Bull, der ihn für die Premiere seines neuesten Videos “Epecuén” extra zum Formel 1 Grand Prix von Monaco einfliegen ließ.
“Da habe ich eine kleine Show gezeigt und Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo war da, als ich mich gerade warmgefahren habe. Er ist echt ganz schön geschickt auf dem Bike!”
Ihm dabei zuzuhören, wie er begeistert von dem Treffen mit dem Formel-1-Fahrer berichtet, lässt schnell vergessen, dass dieser bescheidene Schotte selbst ein weltweit gefeierter Star ist.
Seine Videos auf Youtube haben mittlerweile atemberaubende 100 Millionen Views erreicht. 60.000 Fans folgen ihm bei Twitter, bei Facebook sind es sogar 550.000 – etwa dreimal so viele wie bei Ricciardo.
“Seine Videos auf Youtube haben mittlerweile atemberaubende 100 Millionen Views erreicht. 60.000 Fans folgen ihm bei Twitter, bei Facebook sind es sogar 550.000.”
Hat er sich mit der Zeit daran gewöhnt, Teil großer Events wie dem Grand Prix zu sein? “Nein, das ist alles noch relativ neu für mich – gerade so Geschichten wie hier”, sagt er mit seinem schottischen Akzent: “Das ist echt surreal!”
Dann ist es aber gleichzeitig keine Überraschung, dass er sich bei solchen Veranstaltungen nicht vollkommen zuhause fühlt. Die Jetset-Welt der Formel 1 wirkt doch anders als die beschauliche Trial-Szene, aus der MacAskill kommt.
Und Monaco, der Spielplatz der Schönen und Reichen, könnte kaum einen härteren Kontrast zu seiner winzigen Heimatstadt Dunvegan bieten, fern im Westen der Isle of Skye.
“Von der West Coast die Welt erobert”
Genau dort kam Danny erstmals in Kontakt mit einem Bike. “Ich müsste so etwa vier Jahre alt gewesen sein und kann mich heute noch genau erinnern, wie ich Wheelies auf dem Gartenpfad geübt habe.”
“Woher die Inspiration kam, kann ich nicht genau sagen. Ich erinnere mich nicht mehr an Zeug wie E.T. im Fernsehen, aber ich habe lebhafte Erinnerungen an meine Stürze ins Gartentor.”
Die Abgeschiedenheit der Landschaft um ihn herum (Skye hat etwa 10.000 Einwohner auf 1600 Quadratkilometern) bedeutete, dass sein Weg zum Mountainbiken vorgezeichnet sein sollte.
“Dann habe ich, soweit ich mich jetzt richtig erinnere, erstmals echtes Trial-Biking mit Martin Ashton und Martin Hawes in MBUK gesehen und direkt gedacht, ‘genau das ist es, was ich machen will!’ Also habe ich mein Mountainbike aufgerüstet und kam langsam rein”.
Sein Wille, auf eigene Faust Dinge für sich durchzuziehen, half mit Sicherheit auch, früh seine Karriere zu definieren. Er hatte zwar “ein paar Freunde, die in der Highschool mitmachten”, aber von Beginn an genoss er es auch, alleine unterwegs zu sein.
“Nur sehr wenige Leute wussten, zu was Danny fähig ist.”
“Mit meinen Freunden zu fahren, ist definitiv eine coole Zeit”, sagt er, “aber ich war gewohnt, unter der Woche sehr viel alleine in Dunvegan unterwegs zu sein.” Er bekennt zudem, dass einige Leute das komisch finden mögen, “aber du kriegst so viel mehr auf die Reihe. Du hörst einfach nicht auf – fährst wie im Rausch”.
Dann erläutert er: “Solo unterwegs zu sein, hat einen großen Anteil daran, dass ich heute so fahren kann. Du lässt dich nicht von anderen Personen beeinflussen, denkst dir selbst Wege aus, um deinen Stuff hinzukriegen.”
Nur wenige Leute – sogar in der kleinen, eng verbundenen Trial-Szene – wussten, zu was Danny fähig ist.
Als das erste Video in voller Länge 2009 auf Youtube erschien, war die allgemeine Reaktion absolute Verblüffung. Aus seiner Sicht konnte Danny keine Ahnung haben, was auf ihn zurollen sollte.
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