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Blog Bolivien | Mein Jugendfreiwilligendienst im Herzen Südamerikas

In meiner neuen Heimat für die nächsten zwölf Monate erwarten mich nicht nur die höchsten Städte der Welt und beeindruckende Natur, sondern hier werde ich meinen Freiwilligendienst im Ausland antreten

Intro

Mein Projekt in Bolivien

Bolivien – das Land der Inka, umrahmt von den Nachbarstaaten Peru, Brasilien, Paraguay, Argentinien und Chile. In meiner neuen Heimat für die nächsten zwölf Monate erwarten mich nicht nur die höchsten Städte der Welt und beeindruckende Natur, sondern hier werde ich meinen Freiwilligendienst im Ausland antreten. Santa Cruz lautet die erste Anlaufstation und ich werde in der größten Stadt des Landes ein Jahr lang in einer Kindertagesstätte die Erzieher und Erzieherinnen unterstützen. Allerdings ist noch nicht komplett sicher, wo genau ich arbeiten soll, denn in Bolivien wird alles sehr flexibel und spontan gehandhabt.

Warum ich mich nach dem Abitur für einen Freiwilligendienst entschieden habe? Meiner Meinung nach ist dies eine tolle Möglichkeit, nach zwölf Jahren Schule etwas komplett Neues zu unternehmen und eine fremde Kultur näher kennenzulernen. Zwar ist mir klar, dass ich als 17-Jährige nicht allein die Welt verändern werde, doch trotzdem möchte ich mit meiner Hilfe zumindest einen kleinen Beitrag leisten. Im Moment kann ich mir noch gar nicht im Detail vorstellen, was mich wirklich in Santa Cruz erwartet, in einem Land, das mir noch so fremd ist. Ich bin gespannt, welche Erfahrungen ich dort machen werde und freue mich darauf, meine Erlebnisse und Eindrücke fortlaufend auf dem Blog mit euch zu teilen.

Die Organisation Volunta

Nach Bolivien reise ich mit „Volunta“, einer Tochterorganisation des Deutschen Roten
Kreuzes, einer der größten humanitären Organisationen weltweit und politisch sowie weltanschaulich neutral. „Volunta“ fungiert als Träger für Freiwilligendienste und vermittelt diese im Ausland, aber auch innerhalb Deutschlands. Die Partnerorganisation in Bolivien, die eng mit „Volunta“ zusammenarbeitet, heißt „Hostelling International Bolivia“. Interkulturelle Verständigung und Austausch stehen für die Stiftung im Vordergrund, sie organisiert Freiwilligendienste sowie
Unterkünfte und Touren für Reisende.

Das Programm

Das Programm nennt sich Internationaler Jugendfreiwilligendienst (IJFD) und mein
Auslandsaufenthalt wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bezuschusst, die Kosten meiner Unterkunft und Versicherungskosten übernommen; außerdem werde ich ein Taschengeld erhalten. Die Kosten für den Flug übernehme ich selbst. Jedoch können von den Fördergeldern des Bundesministeriums nicht alle Kosten gedeckt werden, deswegen sollen die teilnehmenden Freiwilligen einen Spenderkreis aufbauen. Ich benötige ebenfalls Spenden für mein Projekt in Bolivien und ich freue mich über jede Hilfe! Falls du mein Projekt unterstützen möchtest, schreibe mir einfach, unter der Mailadresse annika@mizzwu.de.

Drei Seminare zur Vorbereitung, Zwischenanalyse und
Nachbereitung sind Teil des Programms. Das Vorbereitungsseminar in Deutschland dauert zehn Tage und erwies sich als sehr hilfreich. Beispielsweise haben wir über „Fettnäpfchen“ geredet, die vor Ort vermieden werden sollten, oder uns mit der Frage beschäftigt, inwiefern ein solcher Freiwilligendienst wirklich sinnvoll für die Einheimischen ist. Außerdem habe ich während des Seminars meine Mitfreiwilligen kennengelernt. Während der Zeit in Südamerika werde ich nicht in einer Gastfamilie wohnen, sondern mit fünf anderen Mitfreiwilligen in einer Wohngemeinschaft leben.

Bewerbung

Um einen Platz in einem solchen Programm zu erhalten, kann ich empfehlen, sich früh genug zu informieren. Denn man kann sich nicht bei IJFD direkt bewerben, sondern muss dies jeweils bei einer der unzähligen Organisationen erledigen, die jeweils
unterschiedliche Fristen und Bewerbungsverfahren haben. Ich habe mich circa
ein Jahr vorher beworben.

Meine Einsatzstelle

Als pädagogische Assistenz soll ich voraussichtlich in einer Kindertagesstätte arbeiten.
Allerdings kann es sein, dass meine Hilfe woanders benötigt wird – dies wird sich vor Ort entscheiden. Meine Wahl fiel auf die Arbeit mit Kindern, weil ich bereits Erfahrung in diesem Bereich gesammelt habe und weiß, dass mich der Umgang mit ihnen erfüllt.
Es eröffnen sich unterschiedlichste Bereiche, in denen man im Rahmen eines Freiwilligendienstes eingesetzt werden kann. Beispielsweise arbeiten viele meiner Mitfreiwilligen als medizinische Assistenten in einem Krankenhaus, einige auch mit körperlich beeinträchtigten Menschen.

In Kürze erfahrt ihr mehr von meiner Ankunft sowie den ersten Tagen in Bolivien.

Adios!
Annika

BLOGEINTRAG #4

Samaipata

Dieses Wochenende bin ich mit meinen Mitfreiwilligen nach Samaipata gereist. Samaipata ist ein relativ kleines Dorf an der Nordseite des Amboro Nationalparks und circa zweieinhalb Stunden von Santa Cruz entfernt. Samaipata liegt deutlich höher als Santa Cruz, nämlich auf einer Höhe von 1600 Metern und zwischen vielen Bergen.

Von Samaipata kann man den Amboro Nationalpark gut erreichen. Der Amboro Nationalpark ist ein riesiger Nationalpark, dessen Landschaft sehr vielfältig ist. Das Gebiet gilt als eines der artenreichsten Gebieten weltweit, viele außergewöhnliche Pflanzen- und Tierarten lassen sich dort finden. In den höher gelegenen Teilen des Parkes herrscht gemäßigtes Klima, in den tiefer gelegen Gebieten ist es eher tropisch und warm.
Doch auch in direkter Nähe von Samaipata kann man sich viel angucken, beispielsweise die „Cuevas“ und die „Fuerte“. Die „Cuevas“ sind mehrere Wasserfälle, die wirklich wunderschön sind. Bei den Wasserfällen kann man sogar baden.
Die „Fuerte“ ist eine riesige Inkaruine. Besonders die Größe dieser Ruine ist beeindruckend.
Auch die Landschaft um Samaipata herum ist wunderschön.

Als Dorf ist Samaipata ziemlich touristisch, ich habe dort viele Europäer getroffen. Es gibt viele vegane und vegetarische Restaurants und Cafés, was ja eher unbolivianisch ist.

Kampagne in Montero

Außerdem war ich die letzte Woche über in Montero, wo ich bei einer dortigen Kampagne von „Lentes al Instante“ mitgeholfen habe.
Montero ist eine relativ große Stadt circa zwei Stunden von Santa Cruz entfernt. Was mir aufgefallen ist, ist wie viele „Mototaxis“ es in Montero gibt. Durch die Straßen fahren kaum Autos, sondern eigentlich nur Motorräder. Die meisten Motorräder sind Taxis, die dich für 3 Bolivianos überall in der Stadt hinfahren können.
Die Kampagne fand in einem „Centro de Salud“ statt, dies sind krankenhausähnliche Gesundheitszentren. Diesmal war es viel voller als bei der anderen Kampagne in Santa Cruz. Wenn ich und die anderen Mitarbeiter des Projektes morgens angekommen sind, haben meistens bereits 50 Leute auf uns gewartet. Dies lag einerseits daran, dass die Kampagne in einem Gesundheitszentrum stattfand, andererseits wurde viel Werbung für die Kampagne gemacht, beispielsweise wurde ein Zeitungsartikel in der regionalen Zeitung von Montero veröffentlicht und im Fernsehen wurden ich und die anderen Mitarbeiter zu dem Projekt interviewt.
Mir gefällt die Arbeit mit dem Brillenprojekt sehr gut. Denn es ist wirklich toll zu sehen, einem anderen Menschen ermöglichen zu können, beispielsweise wieder lesen zu können oder auch in der Ferne scharf sehen zu können.
Andererseits ist es manchmal auch frustrierend, vielen Menschen nicht helfen zu können. Denn es gibt einige Menschen, die beispielsweise grauen Star haben und denen wir deswegen nicht helfen können.

Adios!

Annika

BLOGEINTRAG #3

Dünen – erste Tage in der Einsatzstelle, erste Kampagne

Hola!

Letztes Wochenende bin ich mit meinen Mitbewohnerinnen zu den „Lomas de Arena“ gefahren. Dies sind große Dünen am Rande von Santa Cruz. Zunächst sind wir mit der Micro an den Rand der Stadt gefahren und von dort 7 Kilometer zu den Dünen gewandert.

Diese lange Wanderung bei 35 Grad Celsius hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn die Dünen sind spektakulär. Es ist, als wäre man schlagartig in einer Wüste gelandet. Plötzlich erstreckt sich einfach eine große Sanddüne inmitten der ansonsten relativ kargen Landschaft. In der Regenzeit bilden sich dort übrigens riesige Wasserbecken.


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Auf dem Rückweg durften wir die bolivianische Gastfreundschaft kennenlernen: Wir klingelten bei einem Haus nahe der Dünen, um nach Wasser zu fragen, und wurden dann direkt zum Essen und auf ein „Serveza“ (Bier) eingeladen und letztlich sogar zurück nach Santa Cruz gefahren.

Die Dünen sind meiner Meinung nach eine empfehlenswerte Aktivität.

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Einsatzstelle

Außerdem habe ich diese Woche angefangen zu arbeiten. Nachmittags bin ich in einer Grundschule beschäftigt und vormittags an drei Tagen in der Woche in dem hogar „Luz del Mundo“. Dort können die Kinder vormittags hingehen, ihre Hausaufgaben machen, mit anderen Kindern spielen und sie erhalten Mittagessen.

In Bolivien gibt es zu wenige Schulgebäude, sodass einige Schüler nachmittags und einige Schüler vormittags Unterricht haben. Ich helfe in der Grundschule einer netten Lehrerin beim Unterricht. Die Kinder sind 8- 9 Jahre alt.


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In der Schule ist vieles anders als in Deutschland. Als ein Junge Geburtstag hatte, wurde seine Geburtstagsfeier nicht wie in Deutschland bei ihm zu Hause gefeiert, sondern in der Schule. Seine ganze Familie kam, alle Kinder hatten Geschenke für ihn, und ein Clown sorgte für Unterhaltung. Es fand also eine richtige Feier in der Schule statt.

Am Donnerstag war der „Dia de Estudiantes“, also der „Tag der Schüler“. An diesem Tag werden die Schüler für ihre harte Arbeit gefeiert, auf dem Schulhof wurden Reden von den Lehrern gehalten und Lieder gesungen, unter anderem auch die Nationalhymne Boliviens. Dann wurde in den einzelnen Klassen gegessen, das Essen wurde von den Lehrern an die Schüler verschenkt. Außerdem erhielt jeder Schüler eine große Tüte voller Süßigkeiten.

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Am Wochenende ist der „Dia de Santa Cruz“, deswegen wurde am Freitag davor in der Schule gefeiert. Auf dem Schulhof gab es eine Parade, bei der die Kinder Musik gespielt haben und mehrmals um das Schulgebäude herumgelaufen sind. Die Direktorin und verschiedene Lehrer hielten Reden. Außerdem haben sich immer zwei Kinder verkleidet und die unterschiedlichen Provinzen in dem „Departemento“ Santa Cruz repräsentiert.

In Bolivien gibt es viele Feiertage zu den unterschiedlichsten Anlässen.

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Brillenprojekt

Das Brillenprojekt „Lentes al Instante“ ist ein Projekt, das die Bevölkerung mit preiswerten, qualitativ hochwertigen Brillen versorgen möchte. Es wurde von meiner Organisation „Hostelling International“ initiiert. Neben meinen beiden Einsatzstellen werde ich auch bei diesem Projekt mithelfen. Es gibt unterschiedliche Kampagnen, bei denen die Bevölkerung sich kostenlos untersuchen lassen kann und daraufhin eine passende Brille erhält. Für Kinder zwischen 12-18 Jahren sind die Brillen kostenlos, für Menschen von 18-60 Jahren kostet eine solche Brille 80 Bolivianos – das sind circa 10 Euro. Ab 60 Jahren kosten die Brillen 40 Bolivianos. Bei einem normalen Optiker sind die Brillen viel teurer.

Zudem erhalten die Menschen ihre Brillen unmittelbar und können sie direkt mit nach Hause nehmen. Die Brillen sind aus Draht und die Brillengläser lassen sich leicht einsetzen.

Um an dem Projekt mitarbeiten zu können, musste ich an einem Seminar teilnehmen, bei dem ich einige theoretische Informationen über Augen gelernt habe, aber auch die praktische Arbeit beigebracht bekommen habe, also beispielsweise wie man die benötigte Dioptrie herausfinden kann oder wie man die passende Größe einer Brille ermittelt.


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Diese Woche habe ich auch eine dreitägigen Kampagne in dem Viertel „12 de Abril“ in Santa Cruz besucht. Es war sehr interessant, da durch das Projekt vielen Menschen direkt geholfen werden kann. Es waren viele Menschen dabei, die davor kaum etwas gesehen haben und mit der Brille können sie endlich wieder ein Buch lesen oder weiter entfernte Objekte erkennen. Allerdings gab es auch viele Menschen, denen nicht geholfen werden konnte. Viele Bolivianer leiden unter der Krankheit „grauer Star“ und müssen zum Augenarzt weitergeschickt werden. Auch bei einer Hornhautverkrümmung können wir nicht helfen, weil wir nur Brillen für weitsichtige oder für kurzsichtige Menschen anbieten können, und bei einer Hornhautverkrümmung wird eine andere Art von Brille benötigt.

Das Brillenprojekt gefällt mir sehr gut und es ist eine sinnvolle Initiative, die den Menschen sofort hilft. Auch das Konzept, Brillen preiswert zu verteilen, ist meiner Meinung nach eine fantastische Idee.

Morgen ist der „Dia de Santa Cruz“ – in meinem nächsten Blogeintrag werde ich von dem Fest berichten.

Adios!

Annika

BLOGEINTRAG #3

Sucre – die weiße Stadt

Zur Zeit bin ich in Sucre und wohne in der WG der Freiwilligen, die vor Ort bleiben werden. Die wunderschöne Hauptstadt Boliviens liegt auf 2800 Metern Höhe und wird seinem Namen als „weiße Stadt“ absolut gerecht. Strahlend weiße Gebäude erhellen das Zentrum und die Rasenflächen in den vielen Parks wie dem wie etwa dem Plaza de Mayor werden meistens von Gärtnern gepflegt.


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Dort in der Nähe befindet sich auch der Markt, wo es so gut wie alle erdenklichen Lebensmittel zu kaufen gibt. Fleisch, Obst, Gemüse, Coca- Blätter und auch frisch gepresste Säfte stehen im reichhaltigen Angebot. Wie Santa Cruz ist Sucre ebenfalls eine sehr belebte Stadt, in der immer viel los ist.

Meistens fahren wir mit sogenannten „Micros“, kleine Busse, die überall in der Stadt unterwegs sind. Es gibt keine Bushaltestellen, und um den Bus anzuhalten und einzusteigen, muss man einfach rechtzeitig die Hand heben. Vorne am Fenster steht die Richtung auf einem Schild angeschlagen, in die der Bus fahren wird.

Dem Busfahrer drückt man beim Einstieg einen Boliviano in die Hand, also umgerechnet ungefähr 12 Cent und wenn man aussteigen möchte, ruft man „¡Parada!“. Die Türen werden meistens nicht geschlossen, da ständig neue Fahrgäste ein- und aussteigen. Die Busse werden von den Busfahrern individuell verschönert und geschmückt, sodass jeder Bus als Unikat herumfährt.

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Das Visumverfahren

Wir Freiwilligen waren diese Woche jeden Tag bei unterschiedlichen Institutionen für das Visumverfahren. Heute ging es beispielsweise zu Interpol, gestern zum Notar und zuvor ins Krankenhaus für den Drogen- und Aidstest.

Das Visumverfahren verlief etwas chaotischer als gedacht. Bei der Polizei mussten wir schon drei Stunden darauf warten, bis wir endlich an der Reihe waren. Um 12 Uhr mittags durchkreuzte die Mittagspause der Mitarbeiter unsere Pläne und wir mussten wieder fahren, um danach zurückzukommen.

Apropos Essen: Die bolivianische Kücke ist ausgezeichnet, aber leider auch ziemlich fettig. Meistens wird eine Suppe serviert und darauf folgen Kartoffeln und Reis mit jeweils unterschiedlichen Soßen. Gestern stand zum ersten Mal ein typisch bolivianisches Frühstück auf meinem Speiseplan: ein warmes Getränk, das ein bisschen nach Zimt schmeckte und die Konsistenz einer Suppe hatte, dazu zwei frittierte Teigtaschen mit Käse.

Adios!

Annika

Blogeintrag #2

Meine ersten Eindrücke von Bolivien

Hola!

Nachdem meine Vorfreude in Deutschland kontinuierlich stieg, saß ich endlich im Flieger nach Bolivien. Der Flug dauerte über 13 Stunden, hauptsächlich wegen der Verspätung meiner Maschine von Madrid nach Santa Cruz.

Ankunft in Santa Cruz

Morgens  ich in Santa Cruz an, und nachdem ich von der Migrationsbehörde kontrolliert wurde. Am Flughafen wurden meine Mitfreiwilligen im IJFD und ich von unserer künftigen Mentorin und Max Steiner, dem Leiter von Hostelling International Bolivia, abgeholt. Frische, aber warme Luft strömte uns am Ausgang entgegen. In Santa Cruz herrschen Temperaturen von ca. 25 Grad trotz des Winters auf der Südhalbkugel. Empfangen wurden wir von lauter Musik und Gesang, weil ein Fußballer zeitgleich nach Hause gekommen war und seine Familie ihn lautstark empfing.

Vom Flughafen fuhren wir mit dem Bus zu dem Hostel, in dem wir in der ersten Nacht schlafen sollten. Bereits auf dem Weg gewann ich die ersten Eindrücke von Santa Cruz, einer sehr großen und weitläufigen Stadt. Die Straßen waren relativ leer, da wir an einem Feiertag angekommen waren. Am nächsten Morgen erlebte ich die Stadt dann auch an einem „normalen“ Tag mit: Verkehrsregeln scheinen nicht wirklich zu existieren, dafür kommen die Autohupen zu jedem erdenklichen Anlass zum Einsatz. Es lassen sich viele schöne Parks und Plätze wie der Plaza Major im Stadtern entdecken. Santa Cruz ist wie ein Spinnennetz aufgebaut, ringförmig um das Zentrum liegen die Stadtviertel.

Überall in den belebten Gassen finden sich kleine Stände, hinter denen Einheimische gekühlte Getränke, Obst, Brot und warme Gerichte anbieten. Und obwohl es im Moment sehr trocken ist, deuten große Gräben aus Beton in der Mitte vieler Straßen auf extreme Niederschläge in der Regenzeit hin.

Das schöne Hostel überraschte uns sogar mit einem Pool. Anfangs ungewohnt war, dass sich das 8er Zimmer nicht abschließen ließ und die Tür einfach immer offen blieb. Am ersten Tag erwartete mich ein Seminar, in dem wir beispielsweise über Krankheiten oder die Währung „Bolivianos“ gesprochen haben. Auch typisch bolivianisches Essen lernte ich umgehend kennen: hauptsächlich Fleisch und viel Reis.

Außerdem habe ich heute die Wohnung erstmals besichtigt, in ich mir ein Jahr ein Zimmer mit drei anderen Mädchen teilen werde. Sie liegt sehr zentral und ist viel grösser, als ich erwartet habe. Am Nachmittag ging es dann mit den anderen per Bus nach Sucre, wo wir einen zweiwöchigen Sprachkurs absolvieren. Gleichzeitig werde ich versuchen, dort mein Visum zu bekommen. Die Auflagen für Visa in Bolivien sind sehr streng: ein Drogen- und Aidstest zählt beispielsweise zum Prozedere.

Bolivianische Taxifahrer

Zum Busbahnhof, von dem mehrere Buslinien Transfers nach Sucre, Cochabamba oder La Paz anbieten, fuhren wir mit dem Taxi. Die Taxifahrer ignorieren zwar offensichtlich sämtliche Verkehrsregeln, doch obwohl alle scheinbar kreuz und quer fahren, funktioniert das System – eine interessante Lektion für Europäer. Am Busbahnhof warten viele Menschen darauf, dass ihr Bus losfährt. Überall laufen Mitarbeiter der verschiedenen Buslinien herum und rufen lauthals das Ziel ihrer Buslinie, die Luft ist erfüllt von „La Paz“- und „Sucre“- Schreien.

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Die Busfahrt nach Sucre

Der Bus fuhr pünktlich los, was in Bolivien nicht immer selbstverständlich üblich ist. Wenn der Bus um 16.00 Uhr losfahren soll, kann es dank südamerikanischer Gelassenheit eben auch mal sein, dass die Fahrt erst um 18.00 startet.

Längere Busfahrten in Bolivien finden fast nur nachts statt, da es tagsüber einfach zu heiß ist. Mittlerweile wurde es dunkel und konnte langsam nur noch die Umrisse der Anden und der faszinierenden Natur am Wegrand erkennen. Anfangs noch sehr grün und waldig, wurde es mit der Zeit eher steinig und karg. Vielleicht war es ganz gut, durch die Dunkelheit nicht zu sehen, wo genau der Bus entlang fährt, da die Straße an den Seiten häufig steil abfällt, die Kurven gleichzeitig aber sehr eng verlaufen, während der Busfahrer das Gaspedal durchdrückte. Morgens sollten wir in Sucre ankommen. Zum Glück war der Bus wirklich der bequemste, in dem ich je saß: sehr gemütliche und breite Sitze, außerdem gibt es eine Ablage extra für die Beine und viel Platz.

Die Vorfreude auf Sucre und den dortigen Sprachkurs steigt, da ich kaum Spanisch verstehe und ich mich so schnell wie möglich besser verständigen möchte.

Ich werde berichten, was mich in Sucre erwartet.

Adios!

Annika

Blogeintrag #1

Bolivien – das facettenreiche Land im Herzen Südamerikas

Bolivien ist ein sehr vielfältiges, spannendes Land. Obwohl es komplett in tropischen Breiten liegt, existieren unterschiedliche Klimazonen und völlig gegensätzliche Landschaften. Die facettenreiche Natur ist sehr faszinierend, es lassen sich tropische Regenwälder und sogar schneebedeckte Andengipfel in Bolivien finden.

Geschichte

Bolivien war im 15. Jahrhundert Teil des Inka-Reiches, heute ist es das südamerikanische Land mit dem größten Anteil indigener Gruppen. Zudem war der Staat in der Mitte des Kontinents, umgeben von Brasilien, Chile, Peru, Argentinien und Paraguay, eine spanische Kolonie. Im Jahre 1825 erkämpfte eine internationale Armee unter Führung von Antonio José Sucre die Unabhängigkeit von Spanien. Die Truppen kämpften unter dem Auftrag von Simon Bolívar, nach dem der Staat Bolivien benannt wurde.

Sehenswürdigkeiten

Es gibt zahlreiche spannende Sehenswürdigkeiten in Bolivien zu entdecken.

Der Titicacasee ist der höchste mit Schiffen befahrbare See der Erde und die relativ nahe gelegene Stadt La Paz zeichnet sich durch den weltweit höchstgelegenen Regierungssitz aus – auf 3200 Metern Höhe. Der See ist fast dreizehnmal so groß wie der Bodensee und ein Teil liegt im Nachbarland Peru. Auf dem Titicacasee lassen sich mehrere Inseln finden, beispielsweise die „Isla del Sol“. Dort sind noch immer viele Inkaruinen zu finden und der Legende nach wurde hier der erste Inka geboren.

Der Salar de Uyuni liegt auf 3600 Metern nahe der chilenischen Grenze und ist der größte Salzsee der Welt. Der Salar ist mit über 10 Milliarden Tonnen Salz gefüllt, in der Regenzeit verwandelt ihn das Wasser in einen gewaltigen Spiegel. Dieses Spektakel sieht aus, als würde es aus einer anderen Welt stammen.

In den Minen von Potosí, einer Stadt nahe der Hauptstadt Sucre, arbeiten noch immer viele Bergarbeiter und setzen täglich ihr Leben bei der gefährlichen Arbeit in den Minen aufs Spiel. Seit im Jahr 1545 Silber im Cerro Rico entdeckt wurde, haben sich weder Arbeitsbedingungen noch die Abbaumethoden großartig verändert – nur werden heutzutage andere Rohstoffe abgebaut. Die Silbervorräte waren bereits Ende des 19. Jahrhunderts erschöpft, im Fokus stehen daher hauptsächlich Zinn, Kupfer, Zink und Blei.

Tausende Arbeiter sterben jährlich durch Unfälle in den Minen, doch die häufigste Todesursache sind Lungenkrankheiten, die durch den giftigen Staub in den Minen verursacht werden..

Die bevölkerungsreichste Stadt Boliviens ist Santa Cruz. Doch wenn die direkt unterhalb von La Paz liegende Stadt El Alto mit zu La Paz zählen würde, wäre diese die größte Stadt.

Koka ist ein wichtiger Teil der bolivianischen Kultur. Die grünen, oval geformten Koka- Blätter werden regelmäßig und zu vielen Anlässen gekaut. Die berühmte „Koka-Backe“ sieht man in Bolivien recht häufig. Koka gilt in Bolivien als ein Kraut der Götter, das gegen Erschöpfung und Müdigkeit hilft. Trotzdem wird Koka besonders im Westen häufig mit Kokain in Verbindung gebracht. Um aus Koka jedoch Kokain herzustellen, muss aus den Koka-Blättern mit chemischen Prozessen Kokain produziert werden. Das Kokain-Gehalt der Blätter beträgt weniger als ein Prozent.

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bolivien2Politische Situation

Evo Morales ist der aktuelle Präsident Boliviens und dies seit Januar 2006. Er ist das erste indigene Staatsoberhaupt Boliviens und steht dafür, sich für die Rechte der Koka-Bauern einzusetzen. Außerdem gilt Morales als kapitalismuskritisch. Kinderarbeit gehört seiner Meinung nach zur Kultur Boliviens, im Jahr 2014 wurde ein Gesetz verabschiedet, das die Kinderarbeit von Kindern ab dem Alter von 10 Jahren erlaubt.

Die nächsten Wahlen in Bolivien werden 2019 stattfinden. Morales strebt eine weitere Amtszeit an, die dann bis 2025 andauern würde. Verfassungsrechtlich gesehen ist diese Amtszeit nicht möglich. Außerdem entschied sich die Bevölkerung Boliviens dagegen, die Verfassung zu ändern, als das von Morales initiierte Referendum scheiterte. Trotzdem sucht Morales weiterhin einen Weg, seine Amtszeit zu verlängern.

Während meines einjährigen Freiwilligendienstes in diesem spannenden Land werde ich versuchen, so viel wie möglich von Bolivien zu sehen.

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