Nicht jedes Ziel unterwegs klar definieren, endlich mal wieder vom Instinkt leiten lassen, bestimmte Lieblingsorte miteinander verknüpfen – so startete der dreimonatige Roadtrip im Van in Richtung Schweiz, die Beth zuvor schon einige Male als Reiseland auserkoren hatte. Interlaken heißt er, ihr absoluter Favorit im Land der Eidgenossen, umgeben von atemberaubenden Bergen, Seen und gespickt mit unzähligen Wanderwegen. Die Bergwelt dort übertrifft einfach immer wieder ihre Erwartungen.
Auf der Karibikinsel Curaçao geboren und in den Niederlanden aufgewachsen, erkundet sie seit einigen Jahren vorzugsweise Europa, doch Beth versteht sich als eine langsam Reisende. Unterwegs geht es ihr nicht darum, einfach Länder von der Liste abzuhaken, Stempel in den Reisepass zu bekommen, nur um der Sache willen. Lieber nimmt sie sich Zeit, vor Ort richtig in die Landschaften und Kultur der Einheimischen einzutauchen, um so tiefere Eindrücke von einer Region zu bekommen, anstatt lediglich an der Oberfläche zu kratzen.
Das bedeutet gleichzeitig, sich beim Reisen deutlich mehr Zeit zu nehmen, auch die weniger bekannten Spots zu erkunden, ohne dass besondere Naturerlebnisse durch Menschenmassen getrübt werden können. Ziele, an denen man in Eigenregie viel unternehmen kann, statt geführte Touren zu buchen. Ihre persönlichen Highlights finden sich selten in Reiseführern und den typischen Top-10-Listen. Am glücklichsten ist sie im Freien auf der Suche nach den schönsten Pfaden abseits der Touristen.
Gratwanderung am Augstmatthorn
Für die Frühwanderung klingelt der Wecker um 5 Uhr morgens, der Bus parkt auf der Lombachalp und im Dunkeln geht es mit der Stirnlampe zum steilen, schlammigen Aufstieg. Als Beth den Grat erreicht, zeigen sich die wechselnden Farben des Sonnenaufgangs. Der Berg gilt als einer der schönsten Aussichtspunkte rund um den Brienzersee. Dahinter türmen sich die Gipfel der Alpen auf, im Norden der Blick zum Hohgant, im Westen zum Güggisgrat.
Im Schutzgebiet der Steinwildkolonie beobachtet sie kurz vor der Ankunft eine Gruppe von Steinböcken und erreicht das Augstmatthorn schließlich gegen 7:30 Uhr, wartet dort auf den entscheidenden Augenblick. Minuten, in denen die Zeit still zu stehen scheint, der klare Himmel und die fantastische Aussicht unvergessliche Momente bescheren. Kurz bevor die Sonne über den Bergen aufblitzt, findet sie einen idealen Platz zur Meditation.
Es ist ihr tägliches Ritual, um den Geist zu beruhigen und sich der totalen Entspannung zu verschreiben. Während das erste Morgenlicht auf ihr Gesicht trifft, atmet sie tief ein und taucht ab. Sie fühlt sich ruhiger, negative Gedanken verflüchtigen sich beim Meditieren. Beth erkundet den Grat noch ein wenig weiter, legt regelmäßige Trinkpausen ein und genießt die unglaubliche 360-Grad-Aussicht auf die umliegenden Bergketten und den See im Tal. Nachdem sie die Eindrücke in sich aufgesogen hat, geht es wieder bergab zur Lombachalp. Mit höherem Sonnenstand wird der Weg beschwerlicher, der Boden weicht zusehends mehr auf.
Beth bleibt bei Bergwanderungen auf den ausgewiesenen Wegen, sammelt Plastikmüll ein und achtete darauf, Orte in der Natur sauberer zu hinterlassen, als man sie vorgefunden hat.
Am Wegesrand entdeckt sie am Berg immer wieder Plastikreste. Als Naturliebhaberin ist es ihr wichtig, die Umwelt zu respektieren, mit etwas mehr Verantwortung einen Unterschied zu machen. Denn jeder kann täglich kleine Beiträge leisten zu insgesamt mehr Bewusstsein und Nachhaltigkeit. Auch deshalb bleibt sie bei ihren Bergwanderungen auf den ausgewiesenen Wegen, sammelt Plastikmüll ein und achtete darauf, solche Orte in der Natur zumindest ein bisschen sauberer zu hinterlassen, als man sie vorgefunden hat.
Nach der Rückkehr zu ihrem Van lockt direkt ein Sprung in den See. Das Wasser ist zwar eiskalt, aber die Abkühlung beflügelt Körper und Geist, stärkt die Abwehrkräfte. Nach dem Schwimmen sorgt die warme Kleidung bei einer heißen Tasse Tee unter strahlend blauem Himmel für die Abrundung eines insgesamt perfekten Starts in den Tag.