Autor: Ben Mondy
“Am Ende von 2015 fühlte ich mich einfach nur leer, hatte keine Reserven mehr im Tank. Das vergangene Jahr war offensichtlich relativ hart”, erzählt der dreimalige Surf-Weltmeister Mick Fanning und spielt damit eine zwölfmonatige Phase leicht herunter, in der er von einem Weißen Hai in Südarfika angegriffen wurde, eine Scheidung durchlebte, einen zweiten Bruder verlor und sein Traum vom vierten WM-Triumph auf Hawaii zerplatzte. “Aber die drei Jahre zuvor hatte ich ebenfalls jeweils im Titelrennen gekämpft und das saugt viel Energie. Ich fühlte, dass ich nicht mehr geben konnte und brauchte unbedingt eine Pause. Ich musste mich rausziehen und den Akku wieder aufladen.”
Wir sprechen mit Mick in Norwegen im Winter 2016. Es ist 15 Uhr nachmittags und der Himmel am Polarkreis erscheint dunkel, wie in Tinte getränkt. Draußen heulen arktische Winde, die das Holzhaus scheinbar in eine andere Dimension versetzen. Normalerweise hätte er in diesem Stadium einer regulären Saison auf Hawaii gewohnt, um für die Billabong Pipe Masters zu trainieren. Aber wenn Mick den Dingen den Rücken kehrt, dann blickt er nicht wehmütig zurück.
“Wir paddelten raus für eine Session unter den Polarlichtern… Ich habe gegrölt wie ein Schuljunge”
“Vor ein paar Tagen bin ich draußen gejoggt und es fing an zu schneien”, sagt er. “Dann klarte es plötzlich auf und wir hatten diesen magischen dreistündigen Sonnenuntergang, genau als die Wellen konstant immer besser wurden. Nach der Session im Wasser saßen wir bei einem fantastischen Abendessen zusammen, gönnten uns ein kurzes Nickerchen, dann um Mitternacht paddelten wir unter den Nordlichtern erneut raus aufs Meer. Es sind genau diese Art von Momenten, in denen man erkennt, wie fantastisch es sein kann, sich in Situationen zu versetzen, die unmöglich wären, wenn man auf der World Tour unterwegs ist. Ich habe dabei gegrölt wie ein Schuljunge.”
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